die-kenny hat geschrieben:1. hat das Dokument 248 Seiten. Ich bezweifle, dass man als Einsteiger in LaTeX diese komplett liest. Man liest doch meist eh nur das, was man gerade wissen möchte.
Du verwendest offensichtlich ein total veraltetes KOMA-Script oder nicht die Originalanleitung. Die aktuelle deutsche Anleitung hat 370 Seiten. AFAIK hat die Anleitung schon seit einigen Jahren weit mehr als 248 Seiten. Dass Du eine total veraltete Version verwendest, kannst Du ebenfalls nicht dem KOMA-Script-Autor anrechnen sondern allein Dir. Der KOMA-Script-Autor informiert nämlich auf der in der Anleitung angegebenen Internet-Präsenz sehr prominent über die aktuelle Version. Und in der aktuellen Anleitung stehen die von mir genannten Sätze genau bei der Erklärung zu captions=tableheading und captions=tablesignature in der Erklärung zu captions=
Einstellung. Man muss also nicht die ganzen 370 Seiten lesen, um mehr zu dieser Einstellung zu erfahren. Man muss nur mal eben in den Index der Optionen schauen. Dort sind zwei Seiten angegeben und es ist sicher nicht zuviel Aufwand, das dort nachzulesen.
In der Anleitung steht übrigens auch, dass man sich, bevor man Fehler meldet oder Vorschlägen unterbreitet, mit der aktuellen Version beschäftigen soll. Ich kann mir gut vorstellen wie das ist, wenn man immer wieder mit Dingen belästigt wird, die eigentlich seit Jahren erledigt sind. In den Foren, in denen ich tätig bin, ist das nämlich leider auch so.
die-kenny hat geschrieben:2.: steht vor dem angegebenem Zitat auch
Damit gibt es mindestens zwei gute Gründe, in der Regel alle Tabellen mit Überschriften zu versehen. KOMA-Script bietet daher mit der Einstellung captions=tableheading die Möglichkeit, bei Tabellen die Formatierung auf Überschriften zu ändern.
Ich finde diese Formulierung suggeriert, dass man damit einstellt, dass die Überschriften über die Tabellen gesetzt werden.
Da steht etwas von Formatierung nicht von Platzierung. Aber wenn Du eine bessere Formulierung vorzuschlagen hast, kannst Du das ja mal machen. Ich habe selbst auch die eine oder andere Formulierung in der Anleitung beigesteuert. Markus nimmt nicht jeden Vorschlag an, weil er aus dem Support sehr viel Erfahrung hat, was funktionieren könnte und was kein Fortschritt ist. Aber für gute und überlegte Vorschläge ist er immer offen. Hast Du?
die-kenny hat geschrieben:Denn in scrguide ist ja immer die Rede von globalen Einstellungen (darunter verstehe ich, ich ändere es einmal und es ändert sich im ganzen Dokument). Was nützen die mir dann, wenn ich es doch bei jeder Tabelle festlegen muss?
Die Formatierung musst Du nicht bei jeder Tabelle festlegen. Nur die Platzierung musst Du selbst wählen. Und an besagter Stelle in der KOMA-Script-Anleitung steht auch noch, wie Du auch das vermeiden kannst. Was dort nicht steht ist, dass das dann auch Nachteile hat, beispielsweise wenn man mehr als ein Element in einer Gleitumgebung hat. Aber es wird dort eine Lösung angeboten. Nicht gelesen? Auch, Du hast ja eine alte Version, vielleicht steht das dort noch nicht drin.
die-kenny hat geschrieben:Das Dokument ist zwar schön ausführlich, aber etwas kompakter a la "weniger ist mehr" und mit Beispielen, wäre sicher auch nicht verkehrt - das nur als Erfahrungswert aus meiner Anfangszeit mit LaTeX.
Oder gibt es eine kompaktere Version zum KOMA-Skript, in der die wesentlichen Dinge zur Klasse und Optionen drin stehen, die mir noch nicht bekannt ist?
Das ist gut. Du willst es kompakter aber mehr Beispiele? Was sind denn die wesentlichen Dinge? Was sollte man weglassen? Sollte man die typographischen Hinweise weglassen? Für mich sind die das Wichtigste. Soll man Erklärungen zu diversen Befehlen, Optionen und Umgebungen weglassen? Welche sind denn nicht wichtig? Eigentlich war Dein Ausgangspunkt doch, dass angeblich eine Information in der Anleitung fehlt. Wie soll durch kürzen mehr Information enthalten sein?
Ich weiß, dass Markus mal an einem Referenzhandbuch zu KOMA-Script gearbeitet hat. Darin wären dann keine Beispiele sondern nur Kurzerklärungen zu den einzelnen Befehlen etc. gewesen. Ich weiß auch, dass er das Projekt wieder eingestellt hat, nachdem er feststellte, dass die gekürzten Erklärungen nur für wirklich erfahrene LaTeX-Anwender nützlich sein könnten und das ganze trotzdem recht umfangreich würde. Dir wäre damit aber sicher auch nicht geholfen. KOMA-Script kann nun einmal sehr viel. Daher ist auch die Anleitung sehr umfangreich. Dazu hat sich der Autor große Mühe gegeben, die Dinge so zu erklären, dass man sie auch verstehen kann, wenn man nicht seit zehn Jahren intensiv mit LaTeX arbeitet. Das macht die Anleitung noch etwas umfangreicher. Schon 1994 war die KOMA-Script-Anleitung mit damals nur AFAIR 64 Seiten eine der umfangreichsten, die es gab. 1996 war KOMA-Script AFAIK die erste Sammlung mit Anleitung in zwei Sprachen. 2002 gab es eine komplett überarbeitete Fassung mit bereits über 200 Seiten (die englische Fassung war etwas kürzer), weil zum einen KOMA-Script in seiner Mächtigkeit sehr gewachsen war, zum anderen auch erstmals Dinge erklärt wurden, die man eigentlich nur Anfängern erklären muss; Dinge, die auch von den Standardklassen genauso bereitgestellt werden. Da aber, die Anfänger oft sehr schnell von den Standardklassen zu KOMA-Script wechselten, war es sinnvoll, dass die auch in die Anleitung kamen. Ich erinnere mich, dass es schon damals Diskussionen gab, weil erfahrene Anwender lieber darauf verzichtet hätten. Damals hat Markus das Änderungsverzeichnis eingeführt, mit dem die erfahrenen Anwender Neuerungen schneller finden. Ebenfalls 2002 oder 2003 war KOMA-Script eine der ersten Sammlungen für die es eine gedruckte, gebundene Fassung der Anleitung gab. Da steckte sicher sehr viel Arbeit drin. Trotzdem verzichteten Jens-Uwe und Markus auf jegliches Honorar, weil sie den günstigst möglichen Preis wollten, damit möglichst viele das Buch erwerben konnten. Ich weiß das, weil Ich mich damals an der Diskussion dazu ebenfalls beteiligt habe. Die meisten waren eigentlich der Ansicht, sie könnten ruhig eine kleine Belohnung annehmen. 2008 gab es dann erneut eine überarbeitete Fassung mit noch mehr Beispielen und komplett umgestelltem Inhalt, der sich nun noch mehr an den Erfordernissen von unerfahrenen Anwendern orientiert. Früher gab es tatsächlich eine Orientierung, bei der Optionen eher als etwas generelles betrachtet wurden und deshalb jeweils am Anfang eines Kapitels standen. Heute sind sie in die Themen der Abschnitte eingefügt. Es gibt auch sehr viel mehr Querverweise. Trotzdem betont Markus noch immer, dass die KOMA-Script-Anleitung zwar eine Einführung in KOMA-Script aber keine Einführung in LaTeX ist. Ich glaube, in den 18 Jahren KOMA-Script, hat Markus eine ganze Menge Zeit auf die Anleitung verwendet. AFAIR hat er mal erwähnt, dass die Anleitung mehr Zeit in Anspruch genommen hat, als Entwurf und Implementierung. Wenn man allerdings ein wenig über die Biographie von KOMA-Script recherchiert, erfährt man, dass auch in er Implementierung deutlich mehr Arbeit steckt, als oftmals angenommen. Die KOMA-Script-Anleitung ist nicht deshalb so umfangreich, weil sie ungeschickt zusammengeschustert wurde. Das wurde sie nicht. Sie ist deshalb so umfangreich, weil KOMA-Script so umfangreich ist und weil der Autor (AFAIK gibt es schon seit fast 10 Jahren nur noch einen) über die Jahre immer wieder wichtige Hinweise und Beispiele ergänzt hat. Sie ist aber inzwischen so aufgebaut, dass man einzelne Themen sehr kompakt darin findet. Wer aber glaubt, die Mächtigkeit von KOMA-Script auf drei Seiten erfahren zu können, der kennt sie schlicht nicht. Wer dagegen die Mächtigkeit von KOMA-Script auf drei Seiten zusammenfassen kann, der wird sicher nicht nur von den Anwendern großes Lob ernten.
Übrigens, ich habe mich noch einmal versichert: Entwurf, Implementierung und Anleitung sind in der Tat die Arbeit eines einzelnen. Die neuste Übersetzung ist ebenfalls aus seiner Feder allerdings sprachlich durch eine Helferin teilweise verbessert. Weniger als eine Hand voll Leute sind zudem mit Test und mit Korrekturlesen der Anleitung beschäftigt. Main-Support liegt ebenfalls bei Markus. Allerdings kennen sich einige Leute inzwischen so gut damit aus, dass Markus nicht mehr in jedem Forum jede kleine Frage beantworten muss. Wenn ich denke, was ich alleine in diesen Sermon an Zeit investiert habe, dann ist es mir doch lieber, wenn er das in KOMA-Script selbst und die Anleitung investiert.
Ich hoffe, ich konnte damit nicht nur belegen, dass Deine Einschätzung der Anleitung nicht komplett durchdacht wirkt, sondern auch ein paar Hintergrundinformationen liefern, die zwar alle öffentlich zugänglich sind, Anfängern aber oft nicht bekannt sind, was bei ihnen zu einer vollkommenen Fehleinschätzung der Situation führt. Ich habe beispielsweise schon den Mythos gehört, Markus würde für die Entwicklung bezahlt oder wäre für die Entwicklung und den Support von einem (mit Steuergeldern finanzierten) Arbeitgeber freigestellt oder würde sich am KOMA-Script-Buch eine goldene Nase verdienen. Ich hoffe, ich habe all diesem Unsinn oben keinen neuen Mythosquatsch hinzugefügt. In zwei Jahren ist DANTE-Jubiläum und ich wollte dort hingegen. Nicht, dass ich dann für meinen Unfug die Ohren lang gezogen bekomme.
