KOMA-Script
KOMA-Script ist ein Bündel von Klassen und Paketen für LaTeX. Es existiert seit 1994 und wird von Markus Kohm entwickelt. Um viele Erweiterungen und Verbesserungen anbieten zu können, ist KOMA-Script als Ersatz für die Standard-Dokumentenklassen konzipiert. Welches die aktuelle Version ist, findet man auf der KOMA-Script-Release-Seite.
Inhaltsverzeichnis
Verwendung
Um eine KOMA-Script -Klasse zu verwenden, müssen die Standardklassen durch die entsprechenden KOMA-Script Bezeichnungen ersetzt werden. Dies geschieht in der Präambel bei der Wahl der Dokumentenklasse. Folgende Klassen stehen zur Verfügung:
- scrartcl - für kleinere Schriftwerke im Stil von Artikeln, Kurzberichten, Referaten
- scrreprt - für mittlere Schriftwerke im Stil von Berichten, Semesterarbeiten, Studienarbeiten
- scrbook - für große Schriftwerke im Stil von Büchern, Diplomarbeiten, Dissertationen
- scrlttr2 - für Briefe
Um ein KOMA-Script-Paket zu verwenden, muss dieses wie jedes andere Paket auch geladen werden. Bei Verwendung einer KOMA-Script-Klasse werden einige KOMA-Script-Pakete bereits automatisch geladen. Es stehen u. a. folgende KOMA-Script-Pakete zur Verfügung:
- scraddr - Erschließung von Adressdateien im KOMA-Script-Format
- scrbase - viele nützliche Verzweigungen und deutlich erweiterte Optionenverwaltung (wird von den KOMA-Script-Klassen automatisch verwendet)
- scrdate - stellt eine große Anzahl an Datumsfunktionen beispielsweise für die Berechnung des Wochentags zur Verfügung
- scrextend - stellt einige Möglichkeiten der KOMA-Script-Klassen auch den Anwendern anderer Klassen zur Verfügung (nicht mit einer KOMA-Script-Klasse kombinierbar)
- scrhack - verbessert einige Fremdpakete und das Zusammenspiel von einigen Paketen mit KOMA-Script (getrennte Anleitung scrhack.pdf)
- scrjura - stellt spezielle Möglichkeiten für den Satz von Verträgen, Gesetzen etc. zur Verfügung (getrennte Anleitung scrjura.pdf; Version < 1)
- scrletter - ermöglicht Briefe wie mit scrlttr2 auch mit den anderen KOMA-Script-Klassen
- scrlfile - Aktionen vor oder nach dem Laden von ausgewählten Dateien, Paketen oder Klassen auslösen und Dateien, Pakete oder Klassen automatisch durch andere ersetzen (wird von den KOMA-Script-Klassen automatisch verwendet)
- scrlayer-scrpage - Einstellung von Kopf- und Fußzeilen, sowie einfache Definition neuer Seitenstile
- scrtime - Ausgabe der Zeit des aktuellen LaTeX-Laufs
- tocbasic - Einfache Erzeugung von Verzeichnissen mit Berücksichtigung dieser durch babel (wird von den KOMA-Script-Klassen automatisch verwendet)
- tocstyle - umfangreiche Möglichkeiten zur Gestaltung von Verzeichnissen wie Inhaltsverzeichnis, Verzeichnis von Gleitumgebungen etc. (getrennte Anleitung tocstyle.pdf; Version < 1)
- typearea - Berechnung und Einstellung von Satzspiegel und Rändern nach typografischen Gesichtspunkten (wird von den KOMA-Script-Klassen automatisch verwendet)
Alle hier aufgeführten Pakete können auch mit anderen Klassen als den KOMA-Script-Klassen verwendet werden.
Optionen
Die KOMA-Script-Klassen bieten verschiedenste Optionen zum Setzen des Dokumentes. Außer im optionalen Argument von \documentclass kann man bei den KOMA-Script-Klassen ab Version 3.00 die Optionen auch mit \KOMAoptions oder \KOMAoption setzen.
Im Gegensatz zu den Standardklassen können vielen Optionen der KOMA-Script-Klassen und einiger KOMA-Script-Pakete zusätzlich Werte zugewiesen werden. Dadurch kommt KOMA-Script auf eine sehr große Zahl an möglichen Einstellungen. Im Folgenden seien daher nur einige wenige beispielhaft aufgegriffen. Weitere Optionen und Werte sind in der KOMA-Script-Anleitung dokumentiert.
DIV
Diese Einstellung legt den Wert zur Blattaufteilung bei der Berechnung des Satzspiegels fest. Hierbei kann der Wert fest vorgegeben werden mittels
DIV=Wert
oder aber mit der Option
DIV=calc
von LaTeX berechnet werden.
Je größer der Wert desto größer wird auch der Satzspiegel und desto kleiner die Ränder. Für die Ränder werden fest 3 Teile verwendet. Der Rest entfällt auf den Satzspiegel. Es gilt zu beachten, dass nach dem Laden neuer Pakete für Schriftart oder Schriftbild der Satzspiegel neu berechnet werden muss. Dies kann z.B. mit \recalctypearea oder \typearea oder durch Setzen der Option DIV=last
oder DIV=current
geschehen.
Weitere mögliche Werte für DIV
sind in der KOMA-Script-Anleitung zu finden.
BCOR
BCOR bezeichnet die Bindekorrektur. Wenn ein Dokument gebunden wird, verschwindet ein Teil des Randes im Bund. Um dennoch einen korrekten Innenrand zu haben, verwendet man die Bindekorrektur. Diese kann in jeder gültigen Einheit in LaTeX eingegeben werden.
BCOR=15mm
captions=tableheading
Durch diese Option werden bei Verwendung der table-Umgebung die mit \caption gesetzten Tabellentitel als Tabellenüberschriften formatiert. Bilder werden üblicherweise mit Bildunterschriften versehen, Tabellen hingegen mit Tabellenüberschriften. Ob der als Tabellenüberschrift formatierte Text über oder unter der Tabelle steht, hängt jedoch allein von der Position der \caption-Anweisung ab. Dies ändert sich ggf. bei Verwendung des Pakets floats oder floatrow.
captions=tablesignature
Durch diese Option, die der Voreinstellung entspricht, werden bei Verwendung der table-Umgebung die mit \caption gesetzten Tabellentitel als Tabellenunterschriften formatiert. Ob der als Tabellenunterschrift formatierte Text über oder unter der Tabelle steht, hängt jedoch allein von der Position der \caption-Anweisung ab. Dies ändert sich ggf. bei Verwendung des Pakets floats oder floatrow.
toc=bibliography
Fügt das Literaturverzeichnis ins Inhaltsverzeichnis ein.
toc=bibliographynumbered
Fügt das Literaturverzeichnis ins Inhaltsverzeichnis ein und nummeriert ist.
toc=listof
Fügt das Abbildungs- und Tabellenverzeichis ins Inhaltsverzeichnis ein. Mit dem Paket float oder tocbasic können weitere Verzeichnisse erstellt werden, die von dieser Option berücksichtigt werden.
toc=listofnumbered
Fügt das Abbildungs- und Tabellenverzeichis ins Inhaltsverzeichnis ein und nummeriert sie. Mit dem Paket float oder tocbasic können weitere Verzeichnisse erstellt werden, die von dieser Option berücksichtigt werden.
toc=index
Fügt das Stichwortverzeichnis ins Inhaltsverzeichnis ein.
KOMA-Script Befehle
Die folgenden Befehle setzen KOMA-Script voraus und können daher nur in Verbindung mit diesem genutzt werden. Dies ist nur eine kleine Auswahl der Befehle, die für KOMA-Script spezifisch ist. Weitere sind in der KOMA-Script-Anleitung dokumentiert. Einige der Befehle und Umgebungen der KOMA-Script-Klassen werden durch das Paket scrextend auch Benutzern anderer Klassen zur Verfügung gestellt.
Allgemeine Befehle
Beschriftungen
- \captionabove - Gleitobjekttitel als Überschrift setzen
- \captionbelow - Gleitobjekttitel als Unterschrift setzen
- \captionformat - enthält die Trennzeichen zwischen einerseits Label und Nummer und andererseits dem Text. Kann mit \renewcommand umdefiniert werden.
- \figureformat - enthält die Formatierung von Label und Nummer bei Abbildungen. Kann mit \renewcommand umdefiniert werden.
- \tableformat - enthält die Formatierung von Label und Nummer bei Tabellen. Kann mit \renewcommand umdefiniert werden.
- \setcapindent - setzt den Einzug, der bei mehrzeiligen Gleitobjekttiteln ab der zweiten Zeile verwendet wird.
- \setcaphanging - legt fest, dass bei mehrzeiligen Gleitobjekttiteln der Text bis hinter Label, Nummer und Trennzeichen eingezogen wird (hängender Einzug).
- \setcaptwidth - erlaubt die Beschränkung der Breite des Gleitobjekttitels.
- \setcapmargin - erlaubt die Angabe von Mindestränder für Gleitobjekttitel.
- captionbeside - Umgebung zum Setzen von Gleitobjekttiteln neben dem Gleitobjekt
Titelei
- \titlehead - Kopf einer Titelseite
- \subject - Betreff des Dokumentes
- \subtitle - Untertitel
- \publishers - Herausgeber des Dokumentes
- \extratitle - Schmutztitel
- \uppertitleback - Titelrückseitenkopf
- \lowertitleback - Titelrückseitenfuß
Beispiele
\documentclass[...]{article}
wird zu
\documentclass[...]{scrartcl}
\documentclass[...]{report}
wird zu
\documentclass[...]{scrreprt}