So ehrenwert die Idee, etwas für andere bereit zu stellen ist. Das ist leider genau der Typ Vorlage, von dem ich nur abraten kann: Ein Einäugiger hat für die Blinden unter den LaTeX-Anwendern eine Vorlage erstellt.
Ich werde nie verstehen, warum man den Leuten bei einer Vorlage das Leben schwer macht, indem man die Dokumentpräambel in eine eigene Datei auslagert. Die Hauptdatei eines Dokuments ist gerade dazu da, die Form zu bestimmen. Deshalb ist es zwar sinnvoll die Inhalte (Kapitel) in eigene Dateien auszulagern, bei der Präambel ist das aber wenig sinnvoll.
Ich werde auch nie verstehen, warum Leute Unmengen an Paketen laden sollen, die sie gar nicht brauchen. Das macht ggf. das Leben schwer, wenn man ein ganz anderes Paket braucht, das in Konflikt mit einem der gar nicht verwendeten Pakete steht. Außerdem erschwert es massiv, Hilfesuche in Foren. Daher fehlt in der Anleitung zu der Vorlage unbedingt, wie die Leute, die diese Vorlage verwenden,
bei Dir Hilfe finden können.
Ich will meine Ablehnung gegen die Vorlage aber auch noch inhaltlich mit ein paar Hinweisen begründen (keineswegs vollständig):
- Man lädt nicht color und xcolor, da xcolor die Funktionalität von color vollkommen überdeckt. Grundsätzlich ist es nicht sinnvoll zwei Pakete für die Änderungen des gleichen Funktionalitätsbereichs von LaTeX zu laden. Das gibt häufig Konflikte (in dem Fall nicht).
- Man lädt nicht xcolor und colortbl, sondern xcolor mit Option table. Siehe dazu die [d]xcolor[/d]-Anleitung und zahlreiche Hinweise in Foren (auch golatex).
- Die Verwendung von fancyhdr mit einer KOMA-Script-Klasse ist nicht unproblematisch. Während Experten die Kombination zielgerichtet einsetzen können, lockt man Anfänger damit in diverse Fallen. Daher sollte man in einer allgemein Vorlage unbedingt davon Abstand nehmen.
- pgfplots basiert u. a. auf tikz. Daher ist es mehr als überflüssig tikz noch extra zu laden.
- Unmittelbar nach dem Laden von pgfplots sollte man die Kompatibilitätsstufe festlegen. Auf jeden Fall sollte man es vor allen anderen Einstellungen für pgfplots[/tt] tun. Siehe dazu Option compat in der [d]pgfplots[/d]-Anleitung.
[*]Der Kommentar zu Paket float ist komplett falsch. Tatsächlich benötigt man das Paket bei Verwendung einer KOMA-Script-Klasse eigentlich gar nicht.
[*]float ohne scrhack ist suboptimal.
[*]setspace ohne scrhack kann bei Verwendung einer KOMA-Script-Klasse ein Problem werden und ist suboptimal.
[*]\scriptsize ist eine extrem kleine Fonteinstellung, die man besser nur gezielt verwenden sollte.
[*]\parindent mal eben in der Präambel auf 0 zu setzen ist eine typografische Todsünde. Damit wir die Absatzauszeichnung komplett ausgeschaltet. Überspitzt gesagt: Man könnte so auch auf Absätze verzichten. Entweder Absatzeinzug beibehalten oder mit Option parskip auf Absatzabstand umschalten, aber nie einfach nur die Absatzauszeichnung abschalten.
[*]\chapterheadstartvskip zur reinen Änderung des Abstandes umzudefinieren ist nicht mehr der Empfohlene Weg. Siehe \RedeclareSectionCommand in der KOMA-Script-Anleitung.
[*]In der KOMA-Script-Anleitung wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass \appendix eine Anweisung und keine Umgebung ist und dass es auch nicht vollständig funktioniert, die Wirkung in einer Umgebung einzusperren.
[*]Das Umschalten der Seitennummerierung nach dem Titel ist falsch (siehe Top-Themen im Richtig-Publizieren-Forum). Will man das verwendet man übrigens ohnehin besser scrbook und \frontmatter und \mainmatter.
[*]Das Umschalten der Seitennummerierung ohne vorheriges \cleardoubleoddpage ist eine mögliche Fehlerquelle.
[*]a4paper und oneside sind übrigens scrreprt-Voreinstellungen.
[*]Eine figure-Umgebung auf der Titelseite ist Unsinn. Man will nicht dass die Abbildung auf der Titelseite gleiten kann. Also verwendet man keine Gleitumgebung.
[*]Man verwendet in Gleitumgebungen weder flushleft noch flushright noch center sondern \raggedright, \raggedleft oder \centering, weil die Umgebungen nämlich zusätzlichen vertikalen Abstand einfügen.
[*]Ob man den Anhang bei einer kleinen Abschlussarbeit wirklich mit einer Titelseite einleiten muss, sei dahin gestellt.
[*]Statt \chapter* würde ich eher zu \addchap* greifen.
Übrigens wird die Vorlage auch nicht dem Anspruch gerecht, alle eventuell notwendigen Pakete zu laden. Da fehlt einiges. Nicht einmal
hyperref wird an der korrekten Stelle geladen und in der Weise konfiguriert, wie die meisten das haben wollen.
Nach obigen Ausführungen kann vermutlich jeder verstehen, warum ich mich Johannes Abschlussempfehlung nur anschließen kann. Dazu kann ich mich leider nicht des Fazits enthalten, dass diese Vorlage wie leider allzu üblich einen Bärendienst für Anfänger darstellt. Spaß werden wir mit Deiner Vorlage leider auch nicht haben sondern ggf. eher wieder unnötige Arbeit. Anwender sind mit »
Minimale Vorlage vs. maximale Probleme« weit besser beraten.