Fußnoten: linker Einzug nicht bündig

[Felix.Herauten]

Hallo,

ich habe ein Problem. Bei meinen Fußnoten ist, sobald sie über mehr als eine Zeile gehen, der linke Einzug nicht mehr bündig, sondern ab der 2. Fußnotenzeile sind die Zeilen etwas weiter eingerückt als die erste.

Ich habe mal ein Minimalbeispiel gemacht. (Da ich ganz neu bin und mich noch nicht so perfekt mit Latex auskenne, hoffe ich, dass das minimal genug ist.)

\documentclass[%
%draft,                        %% um später den Zeilenumbruch zu kontrollieren
a4paper,                       %% DIN A4-Papier
BCOR4mm,                       %% Bindekorrektur 4 mm
DIV=calc,                       %% Satzspiegel berechnen
11pt,                          %% Schriftgröße
captions=tableheading,         %% Tabellenüber- statt unterschriften
english,german,ngerman         %% deutsch als Dokumentsprache, Englisch als zusätzliche
]{scrreprt}                    %% KOMA-Skript Report als Klasse
\usepackage[T1]{fontenc}       %% Schriftkodierung, die nativ Umlaute unterstützt
\usepackage[utf8]{inputenc}  %% Umlaute direkt eingeben
\usepackage{lmodern}           %% Schriftsatz LModern wählen
%\usepackage{geometry}          %% damit auch das Papierformat passt
\usepackage{babel}  %% Deutsch als Hauptsprache
\input{dehyphtex.tex}   

\begin{document}
	Dies ist ein Test.\footnote{Mehrzeilige Fußnote mit Blindtext. Zu sehen ist, dass ab der zweiten Zeile die Zeilen nicht mehr bündig beginnen. Stattdessen sollten alle Zeilen in korrektem Blocksatz sein, so wie es bei normalem Text ja auch ist.}
\end{document}

Weiß jemand, wo das Problem liegt?

Vielen Dank,
Felix

[Bartman]

Das ist kein Problem, sondern die Voreinstellung.

Befasse Dich bitte mit dem Befehl \deffootnote im Abschnitt 3.14. Fußnoten der Anleitung von KOMA-Script.

Nebenbei:

Wie Du der log-Datei entnehmen kannst, sind das Papierformat und die Schriftgröße schon gegeben.

Möchtest Du wirklich die Optionen für germanb und ngermanb verwenden?

Seit dem April 2018 (ltnews28) darf das Laden des Pakets inputenc mit dieser Option entfallen.

[Felix.Herauten]

Vielen Dank für die schnelle Hilfe. Werde ich mir mal durchlesen.

Und auch Danke für die Zusatzinfos. Ich hatte die Präambel so aus einer Vorlage übernommen, werde das aber ändern. Danke.

[Felix.Herauten]

Mal eine dumme Frage (damit ich die Gründe verstehe):

Wieso ist das denn eigentlich in KOMA-Scrips so voreingestellt? Auch in deutschen Büchern sind doch die Fußnoten korrekt im Blocksatz. Habe ich auch in deutschen Büchern noch nie gesehen, dass bei Fußnoten ab der zweiten Zeile die Zeilen eingerückt werden.

[Felix.Herauten]

Ich habe mir jetzt das Kapitel in der verlinkten Koma-Script-Dokumentation durchgelesen. Aber das ist irgendwie widersprüchlich:

Auf S. 96 steht unten:
"Die KOMA -Script-Klassen setzen Fußnoten etwas anders als die Standardklassen. [...] Alle weiteren Zeilen werden um den Betrag von Einzug eingezogen ausgegeben."

Auf S. 98 steht dann unten:
"In der Voreinstellung werden die Fußnoten bei KOMA -Script genau wie bei den Standardklassen im Blocksatz gesetzt."

Ist das nicht widersprüchlich?

Und mal angenommen, ich gehe von ersterem aus:
Ist es dann egal, wo ich den entsprechenden Änderungbefehl
\deffootnote[Markenbreite ]{Einzug }{Absatzeinzug }{Markendefinition }
in der Präambel setze?

[KOMA]

Auf S. 96 steht unten:
"Die KOMA -Script-Klassen setzen Fußnoten etwas anders als die Standardklassen. [...] Alle weiteren Zeilen werden um den Betrag von Einzug eingezogen ausgegeben."

Auf S. 98 steht dann unten:
"In der Voreinstellung werden die Fußnoten bei KOMA -Script genau wie bei den Standardklassen im Blocksatz gesetzt."

Ist das nicht widersprüchlich?

Nein. Denn an der ersten Stelle geht es darum, wie die Einzüge bei den Fußnoten mit KOMA-Script-Klassen sind. Die sind anders als bei den Standardklassen. An der zweiten Stelle geht es darum, ob die Fußnoten im Flattersatz oder Blocksatz gesetzt werden und hier diesbezüglich ist die Voreinstellung genau wie bei den Standardklassen Blocksatz.

Anderes Beispiel: Die KOMA-Script-Klassen scrbook und scrreprt biete genau wie die Standard-Klassen Kapitel, die in der Voreinstellung genau wie bei den Standardklassen eine neue Seite oder sogar eine neue rechte Seite beginnen. Die restliche Formatierung der Kapitelüberschriften ist bei den KOMA-Script-Klassen aber ganz anders als bei den Standard-Klassen.

Es wäre also generell ein Trugschluss, daraus, dass ein Aspekt einer Elements bei den KOMA-Script-Klassen und den Standard-Klassen gleich ist, darauf zu schließen, dass das für alle Aspekte eines Elements oder gar alle Aspekte aller Elemente gilt.

\deffootnote[Markenbreite ]{Einzug }{Absatzeinzug }{Markendefinition }

Nein. Siehe dazu die Hinweise zur Verwendung von Paketen, die sich auf Fußnoten auswirken, beispielsweise footmisc in der KOMA-Script-Anleitung.

Übrigens: Verwendest Du wirklich alte und neue Deutsche Rechtschreibung in demselben Dokument? Ist dir klar, welche Sprache bei english,german,ngerman die eingestellte Sprache ist? Wenn nicht, dann lies in der babel-Anleitung Option main nach.

In dehyphtex.tex sind die Umlaute AFAIK nach ISO-Latin-1 codiert. Ob die Verwendung der Datei mit UTF8 noch wirklich sinnvoll ist, weiß ich nicht. In jedem Fall sind das laut Doku Trennausnahmen für die alte Deutsche Rechtschreibung. Für ngerman ist sie eigentlich nicht gedacht.

Ich verwende stattdessen mit pdflatex übrigens ggf.

\babelprovide[hyphenrules=ngerman-x-latest]{ngerman}

Für lualatex ist das nicht notwendig (ebenso xelatex, das ich aber nicht verwenden), da dort die neusten Trennmuster bereits voreingestellt sind. Siehe dazu dehyph-exptl. Natürlich beseitigt das nicht alle Trennfehler. Für die restlichen verwende ich ggf. gezielt \hyphenation.

[Felix.Herauten]

Vielen Dank für die vielen Infos. Ich habe das mit den Sprachen und der Trennung schon geändert. Das war, wie gesagt, so in der Vorlage und ich dachte, das sei sinnvoll.

Ich habe mal in der KOMA-Script-Anleitung nach "footmisc" gesucht, finde da aber nur den Hinweis, dass die Fußnoteneinstellungen kompatibel damit seien. Wie ich meine Fußnoten in den Blocksatz (also wo der Text links und rechts bündig ist), ist mir leider immer noch nicht klar.

[KOMA]

Ich habe mal in der KOMA-Script-Anleitung nach "footmisc" gesucht, finde da aber nur den Hinweis, dass die Fußnoteneinstellungen kompatibel damit seien.

Ah, sorry, der Hinweis, dass footmisc selbst die Fußnotenformatierung ändert und das ggf. wieder mit \deffootnote überschrieben werden muss, wenn man die Formatierung mit KOMA-Script-Mitteln haben will, scheint irgendwann aus der Anleitung geflogen sein. Steht vielleicht auch nur im Buch. Jedenfalls gilt das potentiell natürlich für jedes Paket, das die Fußnotenformatierung ändert, und ggf. auch für irgendwelchen Code aus irgendwelchen obskuren Vorlagen.

Apropos obskure Vorlagen: Du müsstest eigentlich ein Warnung wegen einer veralteten Option bekommen. Die solltest Du entsprechend der Hilfe in der Warnung ändern, weil sonst nämlich aus Kompatibilitätsgründen auch ein paar typografische Verbesserungen KOMA-Script abgeschaltet werden. Offensichtlich kann man gar nicht oft genug vor der Verwendung solcher Vorlagen warnen. Und offensichtlich sind die heutigen Studenten leider auch wenig bereit, solche Hinweise an denjenigen weiterzuleiten, der für die Vorlage zuständig ist. Anders ist kaum zu erklären, dass nach 16 Jahren noch immer solch veralteter Code weiterverbreitet wird. Wenn alles mit rechten Dingen zuginge, müsste der längst ausgestorben sein.

Wie ich meine Fußnoten in den Blocksatz (also wo der Text links und rechts bündig ist), ist mir leider immer noch nicht klar.

Im Blocksatz sind die ohnehin. Das wären sie nur dann nicht, wenn irgendwo \raggedfootnote umdefiniert würde. Da wärst Du dann aber quasi selbst schuld. Wie man die Einzüge ändert, dürfte aus der Erklärung von \deffootnote, insbesondere zusammen der zugehörigen Abbildung – derzeit die Nummer 3.1 – klar hervorgehen. Wenn Du damit ein Problem hast, musst Du schon konkreter werden.

[Felix.Herauten]

Zu der Vorlage:
Ich hatte die Vorlage von der Website latexbuch.de

Da das Buch von Herrn Schlosser ja schon in der x-ten Auflage erschienen ist und die Vorlage auch funktionierte, dachte ich, das sei eine gute Entscheidung. Aber ich gebe zu, dass da auch Dinge drin stehen, die ich nicht verstehe.

Deswegen werde ich jetzt versuchen, die von Dir verlinkte "Minimal-Vorlage" zu verwenden und dort nur die Dinge zu ergänzen, von denen ich weiß, was sie machen und dass ich sie brauche.

Deshalb Danke für den Tipp.

Zu den Fußnoten:
Ich habe es jetzt gelöst. Ich hatte einen Denkfehler drin. Ich verstehe zwar nach wie vor nicht, wieso standardmäßig die erste Zeile weiter links beginnt als die anderen, weil ich das auch noch nie in einem Buch oder sonstwo so gesehen habe (nur dass die ersten Zeilen weiterer Absätze nach rechts eingerückt sind, aber nicht die erste Zeile des ersten Absatzes nach links rausragt. Aber naja, ich habe es ja gelöst bekommen, wozu auf jeden Fall auch Eure Hilfe beigetragen hat.

[KOMA]

→ Warum sind die Voreinstellungen so gewählt?