ß wird zu SS

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greeco-k
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ß wird zu SS

Beitrag von greeco-k »

Hallo zusammen!

Mir ist beim durchlesen aufgefallen, dass alle "ß" zu "SS" kompiliert werden. Das Problem ist, dass ich den Fehler in einem Minimalbeispiel nicht reproduzieren kann. Wenn ich das hier laufen lasse, passt alles:

\documentclass[
    12pt, % Schriftgröße
    DIV10, % Änderung der Größe des Satzspiegels (bedruckbarer Bereich einer Seite), nur in Verbindung mit koma-script verwendbar
    ngerman, % für Umlaute, Silbentrennung etc.
    a4paper, % Papierformat
    oneside, % einseitiges Dokument
    titlepage, % es wird eine Titelseite verwendet
    parskip=half, % Abstand zwischen Absätzen (halbe Zeile)
    headings=normal, % Größe der Überschriften verkleinern
    listof=totoc, % Verzeichnisse im Inhaltsverzeichnis aufführen
    bibliography=totoc, % Literaturverzeichnis im Inhaltsverzeichnis aufführen
    index=totoc, % Index im Inhaltsverzeichnis aufführen
    captions=tableheading, % Beschriftung von Tabellen unterhalb ausgeben
    final % Status des Dokuments (final/draft)
]{scrreprt}

% UTF8 und T1 Fontencoding -----------------------------------------------------------------------------
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}


\begin{document}

ß wird zu SS
\end{document}

Natürlich lade ich in meinem Dokument noch andere Packages. Kann es sein, dass hier irgendwas "reinpfuscht"?! Ist da jemand was bekannt oder kann mir sagen wie ich hier am besten vorgehe?

Typeset Engine ist Xelatex (wird vom Texpad ausgewählt).

Vielen Dank!

EDIT:
Hab es hinbekommen! Es liegt an Xelatex und mit

\usepackage[T1,EU1]{fontenc}

Geht's! Ich weiß zwar nicht wirklich was ich da tue, aber funktioniert erstmal. :roll:

Zuletzt geändert von greeco-k am Do 7. Mai 2020, 14:17, insgesamt 1-mal geändert.

Gast

Beitrag von Gast »

Folgendes dürfte nicht nur wegen XeLaTeX und fontenc interessant sein:

\documentclass[
    fontsize=12pt, % Schriftgröße
    DIV=10, % Änderung der Größe des Satzspiegels (bedruckbarer Bereich einer Seite), nur in Verbindung mit koma-script verwendbar
    ngerman, % für Umlaute, Silbentrennung etc.
%    a4paper, % Papierformat
%    oneside, % einseitiges Dokument
%    titlepage, % es wird eine Titelseite verwendet
    parskip=half, % Abstand zwischen Absätzen (halbe Zeile)
    headings=normal, % Größe der Überschriften verkleinern
    listof=totoc, % Verzeichnisse im Inhaltsverzeichnis aufführen
    bibliography=totoc, % Literaturverzeichnis im Inhaltsverzeichnis aufführen
    index=totoc, % Index im Inhaltsverzeichnis aufführen
    captions=tableheading, % Beschriftung von Tabellen unterhalb ausgeben
    final % Status des Dokuments (final/draft)
]{scrreprt}

% UTF8 und T1 Fontencoding -----------------------------------------------------------------------------
%\usepackage[utf8]{inputenc}
%\usepackage[T1]{fontenc}


\begin{document}
ß wird zu SS
\end{document}

greeco-k
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Re: ß wird zu SS

Beitrag von greeco-k »

Puh... das sprengt ein wenig meine Kenntnisse (und wahrscheinlich auch meinen Anwendungsbedarf).

TexPad wählt bei mir automatisch XeLatex aus, wenn ich händisch umstelle, kriege ich Fehler. Ich würde das daher einfach so lassen.

Ich habe aber die Zeilen die du rausgenommen hast ebenfalls auskommentiert und alles passt. :oops: :roll:

Mit polyglossia wirft er mir auch Fehler, hab ich daher jetzt auch nicht reingenommen.

VIELEN DANK in jedem Fall!


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u_fischer
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Re: ß wird zu SS

Beitrag von u_fischer »

\usepackage[T1,EU1]{fontenc}

Nimm die ganze Zeile raus. Falls das Problem weiter besteht, musst du rausfinden, welche Pakete vielleicht \usepackage[T1]{fontenc} wieder einfügen. Das ist nämlich falsch und erzeugt dein Problem.

\documentclass{article}
\usepackage[T1]{fontenc}
\begin{document}
Grüße %ergibt GrüSSe mit xelatex/lualatex
\end{document}

MoeWe
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Re: ß wird zu SS

Beitrag von MoeWe »

Die vereinfachte und vielleicht nicht an allen Stellen zu 100% akkurate Kurzversion ist, dass es zwei
große Unterschiede zwischen pdf(La)TeX und den Unicode engines Lua(La)TeX und Xe(La)TeX gibt.

  1. Die Unicode engines können echt mit Unicode umgehen.
  2. Die Unicode engines können Systemschriften (.otf, .ttf) nutzen.

pdf(La)TeX kann mit nicht-ASCII-Zeichen eigentlich nicht umgehen. Durch sehr trickreiche Konstrukte kann erreicht werden, dass (gerade für westliche Sprachen relevante) Teile des Unicode-Zeichensatzes in druckbaren Text (und einigen anderen Kontexten) verwendet werden können, aber Du kannst kein Makro mit dem Namen \Grüße definieren. Dafür musste man früher das Paket inputenc laden und TeX erklären, wie man die Datei codiert hatte. Sonst ging TeX von ASCII aus. Seit April 2018 lädt LaTeX inputenc quasi von sich aus und nimmt UTF-8 an. Das ist heutzutage der de facto Standard und eigentlich immer die beste Wahl. Mit den meisten Modernen Editoren sollte das auch klappen.

Bei den Unicode engines wird Unicode vollständig unterstützt und es wir immer davon ausgegangen, dass die Datei UTF-8-codiert ist. Daher war es nie nötig, inputenc zu laden, um über den ASCII-Zeichensatz hinauszukommen.

Daher kommt die Regel 1: Bei Verwendung von LuaLaTeX und XeLaTeX sollte man inputenc weglassen (und die Datei in UTF-8 codieren). Wie gesagt gilt das im Grunde seit 2018 auch für pdfLaTeX.

Der zweite Punkt mit den Systemschriften ist ähnlich. Für pdf(La)TeX müssen Schriften in einem sehr spezifischen Format vorliegen. Um Schriften mit mehr als 128 Zeichen zu unterstützen, muss man das Paket fontenc verwenden. Bei den Unicode engines ist das völlig anders: Sie unterstützen die Verwendung von Systemschriften in dem heutzutage viel genutzten Formaten .otf und .ttf. Meist werden die Schriften via die Befehle von fontspec eingebunden.

Daher kommt Regel 2: Bei Verwendung von LuaLaTeX und XeLaTeX sollte fontenc weggelassen werden. Dein Dokument ist ein schönes Beispiel, dass das nicht nur irgendwelche Hanseln in Internetforen behaupten, sondern es tatsächlich Relevanz hat.

---

polyglossia musst Du bei der Nutzung von LuaLaTeX oder XeLaTeX nicht zwingen verwenden. Ich glaube ganz früher hatte babel ein paar Kompatibilitätsprobleme mit den beiden, aber inzwischen sind die alle behoben und babel funktioniert einwandfrei. Für westeuropäische Sprachen sehe ich derzeit keinen Vorteil bei der Nutzung von polyglossia gegenüber babel. (Vor einiger Zeit hätte ich sogar aktiv davon abgeraten polyglossia zu nutzen, da die Entwicklung praktisch zum Erliegen gekommen war, aber inzwischen geht es da munter weiter. Da sieht man wieder, dass ältere Informationen mit Vorsicht zu genießen sind.)

---

Warum TeXpad Dir automatisch XeLaTeX auswählt, kann ich ohne Beispielcode, der das verursacht, gesehen zu haben, nicht sagen. Da ich keinen Mac und daher auch kein TeXpad habe, könnte ich es aber wahrscheinlich auch mit Beispiel nicht. (Wenn ich es richtig verstehe, hat TeXpad eine ziemlich ausgeklügelte Automatik, die bestimmt, was wie kompiliert wird. Vielleicht lädst Du ein Paket, dass TeXpad glauben lässt - korrekterweise oder nicht -, dass XeLaTeX nötig ist.)

Aber wenn XeLaTeX verwendet wird, sollten inputenc und fontenc außen vor bleiben.

Zuletzt geändert von MoeWe am Do 7. Mai 2020, 18:03, insgesamt 1-mal geändert.

greeco-k
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Re: ß wird zu SS

Beitrag von greeco-k »

Nochmals vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen. Ich hab die packages rausgeschmissen, verwende XeLatex und gut!

Manchmal denke ich, dass ich garnicht sooo schlecht im Umgang mit Latex bin, aber dann gibt es halt wieder die "erdenden" Momente! :lol:


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