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Verschiedene Zitierweisen für Lit. und Abb. [BibLaTeX]

Verfasst: Sa 2. Mär 2019, 21:12
von F. Ranke
Hallo zusammen,
ich habe eine längere Arbeit zu schreiben und bin nach einigen Nächten kurz vor dem Durchbruch mit LaTeX.

Leider habe ich ein größeres Problem mit der Zitierweise, die ich anwenden muss:

Textzitate sollen so aussehen:
Dies ist ein Beispielsatz (Müller et al. 2013).
Mit entsprechendem Eintrag im Literaturverzeichnis:
Literatur
Müller, U. et al. (2013). Testtitel. Stadt: Verlag

Abbildungen sollen solche Unterschriften bekommen:
Abb. 1: Dies ist ein Bild [1]
Dementsprechend muss das Abbildungsverzeichnis aussehen wie folgt:
Abbildungsverzeichnis
[1] Müller, U. (2013): Titel. 2. Auflage. Stadt: Verlag. S. 95
So weit, so gut. Beides bekomme ich einzeln problemlos hin. Wenn es aber nun darum geht, beides in einem Dokument unterzubringen, scheitere ich kläglich daran, weil ich ja zwei bibstyles und vor allem verschiedene citestyles bräuchte.

Ich habe unter anderem nahezu die vollständigen Dokumentationen von BibLaTeX und caption gelesen - ohne Erfolg.

Nun hoffe ich, dass irgend ein "alter Hase" eine Lösung parat hat, damit ich meine Nächte wieder im Bett statt auf cta.org verbringen kann :lol:

Vielen Dank schon mal im Voraus!

P.S.: Falls jemand sehen will, was ich bisher so habe, hier mein MmBsp (stark gekürzt):
\documentclass{article}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{csquotes}
\usepackage{hyperref}

%bibliography
\usepackage[
    citestyle=authoryear-ibid,
    bibstyle=authoryear,
    hyperref=auto,
    isbn=false,
    doi=false,
    maxcitenames=1,
    ]{biblatex}

\DefineBibliographyStrings{ngerman}{ 
   andothers = {et\addabbrvspace al\adddot},
}
\addbibresource{ref.bib}

\begin{document}

Dies ist ein Beispielsatz \parencite{test}.

\printbibliography

\end{document}

Verfasst: Sa 2. Mär 2019, 22:04
von Gast
Interessante Frage. Ich wollte mir schon immer mal Bildnachweise/Abbildungsverzeichnisse ansehen. Heute schaffe ich das aber wohl nicht mehr.

Meine jetzigen Ideen und Gedanken sind wie folgt: Wie Du bereits beschrieben hast, kann biblatex im Allgemeinen keine verschiedenen citestyles oder bibstyles laden. Es gibt in vielen Einzelfällen Tricks, das zu Umgehen, aber im Allgemeinen ist es sicherer zu sagen, dass es nicht geht. Mit etwas Glück brauchen wir hier aber auch gar keine verschiedenen Stile. Momentan würde mir einfach vorschweben, das Abbildungsverzeichnis mit passenden \fullcites zu befüllen. Eventuell kann man alternativ auch endnote-artige Konstrukte verwenden. Ob das wirklich sinnvoll für Dich ist, hängt aber von Deinen genauen Vorstellungen hinsichtlich der Bildunterschriften und des Abbildungsverzeichnisses ab. Kann es sein, dass eine Abb. mehrere Quellen hat? Kann es sein, dass eine Abb. keine Quellen hat? (Wenn die Antwort auf beide Fragen "nein" ist, dann ist die [1] in der Bildunterschrift überflüssig, da die Quellenangabe allein durch die Abbildungsnummer erfolgen kann. Wenn die Antwort nicht "nein" ist, dann kann das dennoch eine vernünftige Alternative sein.) Brauchst Du noch ein normales Abbildungsverzeichnis, in dem nur die Abb.-Nr. und die Bildunterschrift vermerkt werden?

Verfasst: So 3. Mär 2019, 12:18
von F. Ranke
Danke dir schon mal für deine Vorschläge!

\fullcites klingen nach einer guten Idee, das werde ich mir im Laufe des Tages mal ansehen.

Eine Abb. hat entweder eine oder keine (eigenes Werk) Quelle. Ich bräuchte also am besten die Kennzeichnung von Quellen mit [1] etc.

Ansonsten brauche ich nur ein Abbildungsverzeichnis wie beschrieben, keine Fußnotenzitate, kein klassisches Abb.-Verzeichnis.

Verfasst: Mo 4. Mär 2019, 17:20
von F. Ranke
Ich habe mir die \fullcites jetzt mal angesehen.

In der Tat scheint das eine gute Idee zu sein, allerdings ist es mir ein Rätsel, wie du umsetzen willst, dass die \cites und \fullcites für Abbildungen anders aussehen, als die normaler Literaturreferenzen.

Was du mit "endnote-artigen Konstrukten" meinst, musst du mir genauer erklären: Endnote scheint mir doch ein Literaturverwaltungsprogramm zu sein :?:

Verfasst: Di 5. Mär 2019, 09:13
von Gast
Ah, die feinen Unterschiede in den Einträgen habe ich nicht wahrgenommen. Je nach dem, was genau gewünscht ist, kann man das mit ein bisschen Arbeit (und den richtigen Bordmitteln) oder ganz viel Kopierarbeit sicher hinbekommen.

Mit Endnote meinte ich \endnote wie von endnotes oder enotez. Also Fußnoten, die gesammelt am Ende der Arbeit erscheinen. Das Hauptproblem ist meiner Meinung nach das Erstellen der Bildnachweisliste. Man könnte das als normales Literaturverzeichnis probieren, aber dann kommt man in allerhand technische Schwierigkeiten. So ist es normalerweise nicht vorgesehen, dass konkrete Fundstellen (Seitenzahlen etc.) im Literaturverzeichnis auftauchen, Seitenzahlen werden nur angegeben, um einen Eintrag, der in einem größeren Eingebungen ist, auffindbar zu machen (Seitenzahlen für Artikel in einer Zeitschrift). Ferner kann derselbe Eintrag in einem Literaturverzeichnis nicht mehrere Male vorkommen (ob das gewünscht wäre, ist mir nicht ganz klar). Daher habe ich nach Alternativen gesucht, um die Liste zu erstellen. Mir fiel dabei zunächst ein, dass von TeX erstellte Abbildungsverzeichnis \listoffigures zu nutzen. Die Idee gefällt mir bis jetzt auch am besten. Allerdings funktioniert das nur unter bestimmten Annahmen wirklich gut. (Idealerweise hätte jedes Bild irgendeinen Nachweis und wenn er nur "eigene Illustration ist", ferner würden mehrere Quellen für ein Bild im selben Eintrag zusammengefasst, außerdem würde dieselbe Quelle für jedes Bild einzeln genannt. Das wäre also ein Bildnachweis per Bild, während der Ansatz mit dem Literaturverzeichnis eher ein Nachweis per Quelle wäre) Mit \endnote wäre man etwas flexibler, da dort nicht jedem Bild ein Nachweis angehängt werden müsste, allerdings wäre es noch immer nicht ganz so simpel wie in einem Literaturverzeichnis, Quellenangaben wiederzuverwenden. Ansonsten gäbe es noch den Ansatz, ein Verzeichnis z.B. mit tocbasic selber zu basteln.

Sollen die Bildquellen, die für das Abbildungsverzeichnis zitiert wurden, denn auch im echten Literaturverzeichnis landen? Wenn nicht, dann ist da auch noch ein bisschen Arbeit erforderlich.


Was von den genannten Ideen am besten funktioniert, hängt vor allem von Details ab. Wahrscheinlich deckt es nicht alle relevanten Fälle ab, aber was würdest Du Dir denn in dem folgenden Szenario als Ausgabe wünschen?

Nimm an, dass quelleA und quelleB beide auch im Text der Arbeit zitiert wurden, also im normalen Literaturverzeichnis auch zu finden sind. quelleX und [r]quelleY[/tt] hingegen nicht, die sind nur für Bilder.

Bild 1: Von Seite 100 in quelleA.
Bild 2: Eigene Kreation
Bild 3: Von Seite 234 aus quelleB
Bild 4: Von Seite 400 aus quelleX
Bild 5: Von Seite 345 aus quelleA
Bild 6: Von Seite 400 aus quelleX
Bild 7: Ist quelleY
Bild 8: Von Seite 567 aus quelleB und Seite 400 aus quelleX

Du kannst die Sache natürlich nach Belieben komplizierter machen, wenn Du forderst, dass direkte Kopien anders behandelt werden müssen als Bilder, die nur von der Quelle inspiriert sind.

Verfasst: Di 5. Mär 2019, 12:56
von F. Ranke
BINGO. Das war der entscheidende Hinweis. Danke dir! :D

Eine gesonderte Behandlung gleicher Quellen ist gar nicht nötig, so ist es "good enough".

Mein einziges Problem: Im Abbildungsverzeichnis tauchen Quellen hartnäckig mehrfach auf, teilweise auch mit zwei verschiedenen Nummern.

Dazu ein MmBsp.:
\documentclass[bibtotocnumbered]{scrartcl}

\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{csquotes}
\usepackage{graphicx}
\renewcaptionname{ngerman}{\figurename}{Abb.}

%bibliography
\usepackage[
    citestyle=authoryear-ibid,
    bibstyle=authoryear,
    maxcitenames=1,
    ]{biblatex}
\DefineBibliographyStrings{ngerman}{ 
    andothers = {et\addabbrvspace al\adddot},
    edition = {Auflage},
    }
\renewcommand{\finentrypunct}{\addspace}
\renewcommand{\labelnamepunct}{\addcolon\addspace}
\addbibresource{ref.bib}
\DeclareCiteCommand{\fullcite}%Name, V. statt V. Name
    {\usebibmacro{prenote}}
    {\usedriver
        {}
        {\thefield{entrytype}}}
    {\multicitedelim}
    {\usebibmacro{postnote}}

%endnotes
\usepackage{enotez}
\renewcommand*\enotezwritemark[1]{[{#1}]}
\setenotez{
    list-name={Abbildungsverzeichnis}
    }
\DeclareInstance{enotez-list}{custom}{paragraph}{
    heading = \section{#1},
%    notes-sep = \baselineskip,
    format = \indent\normalfont,
    number = {[#1]}
    }



\begin{document}

\begin{figure}
    \centering
    \includegraphics{example-image}
    \caption{Dies ist ein Bild \endnote{\fullcite[S. 30]{bildquelle}}}
\end{figure}

Dies ist ein Beispielsatz, in dem Literatur referenziert wird \parencite{literaturquelle}.

\printbibliography[notkeyword=figure]
\printendnotes[custom]

\end{document}
In diesem Beispiel hat die Bildquelle zweimal die Nummer [1], in meinem Hauptdokument (obwohl ich sie als einzige Quelle zitiert habe) hat sie die [1] und die [2]. Was mache ich falsch?

ref.bib
@book{literaturquelle,
    author={Müller, U.},
    title={Buch},
    year={2013},
    edition={2},
    location={Stadt},
    publisher={Verlag},
}
    
@book{bildquelle,
    keywords={figure},
    author={Peters, M.},
    title={Testtitel2},
    year={2012},
}

Verfasst: Di 5. Mär 2019, 14:07
von Gast
Das wird wohl daran liegen, dass KOMA-Script den Code in der \caption zweimal ausführt: Einmal um die Textlänge zu messen und dann, um den Text echt zu setzen. Bei der Nutzung von \endnote führt das dazu, dass TeX die Endnote zwei mal ausführt, dann taucht sie auch zwei mal im Verzeichnis auf.

Man kann das doppelte Ausführen des Codes mit der Option captions=nooneline abschalten, dann sieht die Caption aber unter Umtsänden auch anders aus, wenn sie einzeilig ist.

Alternativ kannst Du in den Interna von KOMA-Script herumwühlen und das Ausführen von \endnote im Messschritt unterdrücken. Das kann zwar zu leichten Ungenauigkeiten bei der Messung führen, aber wenigstens taucht nichts doppelt auf. Die folgende Definition funktioniert bei meiner KOMA-Version (3.26b), wenn sich in den Interna etwas ändert, dann kann es aber sein, dass diese Änderungen Dinge kaputtspielen. Daher solltest Du vielleicht beim KOMA-Autor anfragen (https://komascript.de/forum oder per Mail), was hier empfohlen wird und ob es eine offizielle Schnittstelle für das Deaktivieren problematischer Befehle im Messschritt geben kann.
\makeatletter
\renewcommand{\@@makecaption}[3]{%
  \cap@margin
  \begingroup
    \ifonelinecaptions
      \def\stepcounter##1{\advance\value{##1}\@ne}%
      \let\refstepcounter\stepcounter
      \let\label\@gobble
      \let\@footnotetext=\@gobble
      \let\endnote\@gobble% <-- das ist neu
      \let\hypertarget\@gobbletwo
      \edef\@xnewline{%
        \unexpanded{\ClassInfo{\KOMAClassName}{%
            Workaround for not recommended usage of \string\\ or\MessageBreak
            \string\newline in caption text
          }%
          \hspace*{\linewidth}\hspace{1sp}%
        }%
        \unexpanded\expandafter{\@xnewline}%
      }%
      \edef\@xcentercr{%
        \unexpanded{\ClassInfo{\KOMAClassName}{%
            Workaround for not recommended usage of \string\\ or\MessageBreak
            \string\newline in caption text
          }%
          \hspace*{\linewidth}\hspace{1sp}%
        }%
        \unexpanded\expandafter{\@xcentercr}%
      }%
      \settowidth{\@tempdima}{\scr@@makesinglelinecaption{#1}{#2}{#3}}%
      \ifdim\@tempdima>\linewidth
        \aftergroup\scr@makemultilinecaption
      \else
        \aftergroup\scr@makesinglelinecaption
      \fi
    \else
      \aftergroup\scr@makemultilinecaption
    \fi
  \endgroup
  {#1}{#2}{#3}%
}
\makeatother

Verfasst: Di 5. Mär 2019, 17:43
von F. Ranke
Großartig, ich habe bei Markus Kohm angefragt, was er dazu meint.

Solange tut es deine Lösung - danke dafür! 8)

Ich lasse den Status mal noch auf "offen", vielleicht kennt ja hier noch jemand eine Schnittstelle.