Schriftart OpenDyslexic

Layout von Seiten, Rändern, Fusszeilen, usw, modifizieren


Trippkees
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Schriftart OpenDyslexic

Beitrag von Trippkees »

Gern möchte ich die Schriftart OpenDyslexic verwenden. Mathematische Formeln sollten auch unterstützt werden. Ich nutze TeX Live 2020 und Lualatex. Hier ist ein Minimalbeispiel, das nicht läuft:

\documentclass[12pt,a4paper,fleqn]{scrartcl}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{fontspec}
\setmainfont{Open Dyslexic}
\usepackage{unicode-math}
\usepackage{luacode}
\usepackage{luatextra}
\usepackage{blindtext}

\begin{document}
\section{Ein Minimalbeispiel mit OpenDyslexic}
	\blindtext
	%
	%
	\begin{align}
	f(x) = \underbrace{ax2}_{=0} - bx + c
	\end{align}
	%
	%
	\blindtext
\end{document}

Muss ich die Schriftart wie hier beschrieben nachinstallieren?


Grummelgast

Re: Schriftart OpenDyslexic

Beitrag von Grummelgast »

Wenn der Font als Systemfont installiert wurde und der Fontname korrekt ist, sollte das genügen. Teilweise tut sich XeLaTeX schwer mit der Auswahl von Fonts per Fontname. Dann funktioniert aber ggf. die Auswahl per Dateiname.

Da du keine Quelle für den Font angegeben hast, kann ich dir nicht sagen, ob der Fontname korrekt ist.

Achja: Falls OpenDyslexic auch einen Mathefont mitbringt, braucht es eventuell noch ein passendes \setmathfont. Näheres ist der Anleitung zu unicode-math zu entnehmen.

Ich würde übrigens luatextra eher nicht verwenden. Das lädt Pakete wie [ctan]fixltx2e[/ctan[, das schon lange obsolet ist. Lade besser die paar Pakete, die du wirklich verwendest, selbst, wie du das für fontspec beispielsweise ohnehin bereits machst.

BTW: a4paper (bzw. paper=a4) ist Voreinstellung bei scrartcl und damit überflüssig. Hingegen ist es oftmals besser, ngerman bereits bei \documentclass anzugeben, damit auch Pakete, bei denen die Sprache nicht automatisch über die Spracheinstellung von babel bestimmt wird, sondern die selbst eine Sprachoption haben wollen, das mitbekommen. babel lädt man natürlich trotzdem (einfach ohne Sprachoption).


Trippkees
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Re: Schriftart OpenDyslexic

Beitrag von Trippkees »

Danke für Deine schnelle Rückmeldung und die Hinweise! Hab die Präambel entsprechend angepasst.

Was meinst Du mit Systemfont? System "Texlive" oder das Betriebssystem? Gibt es irgendwo eine Liste, wo drinsteht, welche Schriftarten bei einer (kompletten) Texlive Installation installiert wurden?


Grummelgast

Re: Schriftart OpenDyslexic

Beitrag von Grummelgast »

Systemfonts sind solche, die systemweit für dein OS installiert wurden. TeX Live ist kein System, sondern eine TeX-Distribution.

Eine Liste aller installierter Pakete bekommst du per tlmgr info --only-installed. Mit tlmgr info --only-installed | grep font kann man das ganz gut auf Font-Pakete einschränken. Es gibt es paar Pakete, wie fontspec, die dabei ebenfalls angezeigt werden, aber ansonsten ist es recht passend. Natürlich kann man auch …/texlive/<Jahr>/texmf-dist/fonts abklappern.

Siehe außerdem: https://tex.stackexchange.com/questions ... n-tex-live, wobei ich jetzt nicht kontrolliert habe, ob dort nur Font-Pakete für pdfLaTeX oder auch TTF und OTF aufgeführt werden.


ComicSansIsForADog

Re: Schriftart OpenDyslexic

Beitrag von ComicSansIsForADog »

Ach du liebes Bisschen! Wenn ich das richtig sehe, ist OpenDysLexic so eine Art ComicSans. Mathefont gibt es dazu nicht. Ich bin ja fast froh darüber, weil man damit eigentlich besser gar keine Dokumente setzen sollte und schon gar keine mit Mathematik! Dass sie die Lesegeschwindigkeit bei Legasthenie verbessert, ist jedenfalls nicht nachgewiesen. Im Gegenteil gibt es inzwischen mehrere Studien, die zeigen, dass sie eher keinen entsprechenden Nutzen hat.

Und offenbar hat sich noch immer nicht herumgesprochen: Comic Sans was designed for a dog.


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Stefan Kottwitz
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Re: Schriftart OpenDyslexic

Beitrag von Stefan Kottwitz »

Wo sind da jetzt so viele Gemeinsamkeiten zu Comic Sans? ich schau mal ganz naiv drauf.

  • Comic Sans ist "wackelig", OpenDysLexic ist "stabiler" aufrecht.
  • Comic Sans hat m.W. keinen kursiven Schnitt (kann durch Schrägstellen simuliert werden), OpenDysLexic hat kursiven Schnitt.
  • Comic Sans läuft vergleichsweise eng, OpenDysLexic weiter, insbesondere mit extra-großen Abständen zwischen Wörtern.
  • Comic Sans hat gleichförmige Liniendicke, OpenDysLexic ist unten dicker und oben dünner als Orientierungshilfe.
  • Comic Sans ist für Comic-Hund-Sprechblasen entwickelt worden, OpenDysLexic um Leuten mit Leseschwächen zu helfen.
  • Comic Sans ist kommerziell (Microsoft), OpenDysLexic ist frei unter SIL Open Font License.

Gemeinsam ist vielleicht, dass die Zeichen einzigartiges Aussehen haben, was bei der OpenDysLexic beim Unterscheiden der Zeichen helfen soll, bei Comic Sans jedoch einen vermutlich albernen Hintergrund hat (Sprechblasen, Hund, Comic).

Wissenschaftliche Studien mögen Nutzen sehen oder keinen sehen, das kann auch eine persönliche Einschätzung des Lesers sein. Insbesondere sieht man OpenDysLexic als optionale Wahlmöglichkeit bei Webseiten und in Browsern (eigene Entscheidung als Leser), ich hab sie noch nie als vorgesetzte Brotschrift gesehen, außer auf der eigenen Webseite als Demo. Comic Sans wird einem schon eher mal vorgesetzt.

Ich finde daher das persönliche Interesse an der technischen Verwendbarkeit von OpenDysLexic gut.

Stefan


Trippkees
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Re: Schriftart OpenDyslexic

Beitrag von Trippkees »

Danke erst mal für eure Rückmeldungen. Ich mache das ja auch nicht ganz freiwillig. Ich brauch das für die Schule. Es wurde empfohlen, diese Schriftart bei Klassenarbeiten/Klausuren für Kinder mit LRS zu verwenden. Ich will es einfach nur mal ausprobieren. Wenn es allerdings wirklich keinen math font gibt, dann ist das eh hinfällig. Ich werde mir das die Tage noch mal in Ruhe ansehen. comicsans wäre vielleicht eine Alternative ...


gast.

Re: Schriftart OpenDyslexic

Beitrag von gast. »

Eigentlich werden bei Legasthenie (ich bin selbst Legastheniker) einfache Grotesk mit gleichmäßigem Schriftbild empfohlen. Das ist mehr oder weniger das genaue Gegenteil von OpenDysLexic. Das ist schon eine recht eigenwillige Schrift. Ich habe auch eher Mühe mit der Schrift, kann aber nicht sagen, ob das typisch für Legastheniker ist, weil ich ein eher untypischer Legastheniker bin. Ich habe mit Lesen sehr wenig Probleme, kann aber ohne Rechtschreibhilfe dasselbe Wort auf einer Seite ganz unterschiedliche schreiben. Ich bevorzuge selbst Schriften, bei denen die Erkennbarkeit von Buchstaben sowohl durch die obere als auch die untere Hälfte unabhängig von der jeweilig andere Hälfte gegeben ist. Mit Antiqua-Schriften habe ich selbst auch nicht mehr Probleme als mit Grotesk. Sehr enge Schriften wie irgendwleche Condensed-Schnitte machen mir hingegen wirklich Probleme.


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KOMA
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Re: Schriftart OpenDyslexic

Beitrag von KOMA »

Wenn Du nur ausprobieren willst: Bei LuaLaTeX genügt es normalerweise, die (ausgepackten) Font-Dateien in das Arbeitsverzeichnis zu kopieren. Das aber bitte nur zum Ausprobieren so machen. Sonst entweder einfach im Betriebssystem als Font installieren. Diverse Linux-Desktops haben dafür ein grafisches Werkzeug. Bei Windows geht das so: Hinzufügen einer Schriftart. OSX? Keine Ahnung.

Als zweite Möglichkeit kann man bei TeX Live zunächst die Wurzel des lokalen TEXMF-Baums feststellen: kpsewhich -var-value=TEXMFLOCAL. Ggf. muss man das gemeldete Verzeichnis erst noch anlegen. Darin legt man dann weiter den Ordner fonts an. In diesem dann abhängig von der Font-Art ein Verzeichnis truetype oder opentype. Darin wiederum ein Verzeichnis für die Schriftfamilie mit beliebigem Namen. In dieses kopiert man die (ausgepackten) Font-Dateien. LuaLaTeX sollte die Fonts dann finden. XeLaTeX findet sie meist nicht bzw. nur per Dateiname aber nicht per Fontname. Für XeLaTeX sollte man daher besser die Installation als Systemfont vorziehen.

Aus der Diskussion, welche Schrift wofür taugt, will ich mich lieber raushalten. Das hat mir zu wenig mit LaTeX zu tun und zu viel mit sinnlosem Streit.


Trippkees
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Re: Schriftart OpenDyslexic

Beitrag von Trippkees »

Danke für deinen Beitrag. Schaue ich mir in Ruhe an.


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