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Von Schusterjungen und Hurenkindern
Verfasst: So 19. Sep 2010, 11:57
von thoys
Hallo zusammen,
ich möchte - ohne Beispiele Minibeispiele usw - die Frage stellen was es für diese Vermeidung von Schusterjungen bzw. Hurenkindern alles für Voraussetzungen braucht?
\clubpenalty = 10000 % schliesst Schusterjungen aus
\widowpenalty = 10000 \displaywidowpenalty = 10000% schliesst Hurenkinder aus
Funktioniert das auch wenn Fußzeilen ein Hurenkind "generieren"?
Ist das hier eine geeignete Umgebung für diese Befehle oder muss irgendwo das Koma script auftauchen?
\documentclass[a4paper,12pt]{article}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[utf8]{inputenc}
Vielen Dank im Voraus
Thoys
ps. Wenns wirklich nicht anders möglich ist, kann ich natürlich mir noch die Arbeit machen ein Beispiel zu erstellen, aber ist das mit dieser Frage wirklich nötig?
Verfasst: So 19. Sep 2010, 12:52
von KOMA
In Fußzeilen gibt es keine Hurenkinder, weil Fußzeilen als Teil des Seitenstils immer komplett gesetzt wird, auch dann wenn es mehrere Fußzeilen sind. Deine Frage sollte damit erledigt sein, weshalb ich sie gleich einmal auf "beantwortet" setze.
Verfasst: So 19. Sep 2010, 13:52
von iTob
Ich schließe mich hier mal an, weil mir die Frage ohnehin schon einige Zeit auf der Zunge liegt.
Ich habe jetzt auch schon bei vielen Hausarbeiten Hurenkinder/Schusterjungen festgestellt und frage mich, warum LaTeX diese so häufig produziert und wie man sie verhindern kann.
Reicht dazu das vom TE genannte
\clubpenalty = 10000 % schliesst Schusterjungen aus
\widowpenalty = 10000 \displaywidowpenalty = 10000% schliesst Hurenkinder aus
und ist das ein KOMA-Lösung oder allgemein?
Viele Grüße,
Tobi
PS: Wegen meiner Frage habe ich den Status mal wieder auf „mit Vorschlag“ gesezt...
Verfasst: So 19. Sep 2010, 19:13
von thoys
Achso, da wurde die frage falsch verstanden.
Im Prinzip ist meine Frage gleich wie die von iTop.
Mit den Fußzeilen meinte ich ob eine Fußzeile Hurenkinder "produzieren" kann obwohl die oben genannten codezeilen vorhanden sind?
Meine mögliche Idee ist eben, dass LaTeX das schon alles schön macht, aber dann kommen die Fußzeilen und dann reicht der Platz eben doch nicht, ich meinte nicht, dass Fußzeilen blöd dahängen. Aber trotzdem danke an KOMA.
Die Frage bleibt aber noch offen gg
grüße Thoys
Verfasst: So 19. Sep 2010, 21:59
von cliffhanger
Könnte es sein, dass du Fußnoten und nicht Fußzeilen meinst?
Verfasst: Di 21. Sep 2010, 11:59
von thoys
Oh Schande auf mein Haupt.
Ja ich mein Fußnoten, danke. gg
Thoys
Verfasst: Di 21. Sep 2010, 12:12
von KOMA
Damit ist der Beweis erbracht, dass eben doch ein
vollständiges Minimalbeispiel (← dies ist ein geprüfter Link mit relevanten Informationen!) notwendig gewesen wäre. Dann hätten wir das nämlich direkt gesehen. Damit ist wieder einmal der Beweis erbracht, dass ein Fragesteller nicht beurteilen kann, ob ein solches Beispiel benötigt wird, und deshalb immer eines angeben sollte.
Bezüglich der Lösung: AFAIR bietet
bigfoot (← dies ist ein geprüfter Link, der direkt zur Paketkurzbeschreibung auf CTAN führt!) hier zusätzliche penalties. Da Du das Beispiel gespart hast, spare ich mir das Nachschauen und den Einbau des Lösungsvorschlags in das Beispiel.
Verfasst: Di 21. Sep 2010, 12:18
von KOMA
iTob hat geschrieben:frage mich, warum LaTeX diese so häufig produziert
- Schusterjungen werden von vielen Typografen nicht nur als Problem, sondern teilweise auch als nützlich erachtet.
- Hurenkinder werden oft falsch verstanden. Die meisten modernen Typografen (dazu zähle ich auch die Typografen des letzten Jahrhunderts) betrachten nicht jede einzelne Zeile als Hurenkind, sondern nur solche, die nicht hinreichend voll sind.
- TeX bietet keine globale Umbruchoptimierung (übrigens eigentlich ein NP-Problem)
- Es gibt viele Möglichkeiten, Hurenkinder und Schusterjungen manuell zu verhindern, die den reinen Strafpunkten überlegen sind (Füllwörter rauswerfen/einfügen, \looseness passend setzen, Umbrüche manuell einfügen)
Warum also sollte LaTeX in der Voreinstellung die schlechteste Lösung wählen?
Ich glaube fast, dass ich dazu im Forum schon einmal etwas geschrieben habe. Könnte sogar sein, dass im KOMA-Script-Buch etwas dazu steht. Ich habe jetzt aber keine Zeit zum Nachschauen.
Verfasst: Di 21. Sep 2010, 15:35
von iTob
Hallo KOMA,
was ist ein P-Problem?
Klar, umformulieren kann helfen. Aber was meinst du mit der „\looseness-Lösung“ und wie setze ich Umbrücke manuell? Mit \linebreak, scheont es zu gehen, aber gibt es ein Analogon für Seitenumbrüche?
KOMA hat geschrieben:Warum also sollte LaTeX in der Voreinstellung die schlechteste Lösung wählen?
Willst sagen, dass die Lösung mit Hurenkindern und Schusterjungen nicht unbedingt die schlechteste sein muss?
Im KOMA-Buch ist mir dazu nichts begegnet, oder ich hab‘s überlesen.. im Index habe ich (bei der Suche nach Hurenkinder, Schusterjungen, \clubpenalty, \widowpenalty) auch nix gefunden...
Viele Grüße
Tobi
Verfasst: Di 21. Sep 2010, 15:49
von KOMA
Die Suche nach \looseness im Forum bringt mich zu
http://www.golatex.de/viewtopic,p,8833.html#8833,
http://www.golatex.de/viewtopic,p,10422.html#10422 und
http://www.golatex.de/viewtopic,p,9136.html#9136. Der zweite Link ist schon einmal sehr gut. Im KOMA-Script Documentation Project findet man u. a. die Seite
http://www.komascript.de/node/415. Dort wird das Thema ebenfalls behandelt. Die Vermeidung von Schusterjungen und Hurenkinder über penalties kann übrigens genau zu der Frage führen, die auf jener Seite gestellt und beantwortet wird.
iTob hat geschrieben:Willst sagen, dass die Lösung mit Hurenkindern und Schusterjungen nicht unbedingt die schlechteste sein muss?
Ich will sagen, dass angebliche Hurenkinder gar nicht immer Hurenkinder sind und Schusterjungen kein oder nicht das schlimmste Übel sein müssen.
iTob hat geschrieben:was ist ein P-Problem?
Tippfehler von mir. Es hätte
NP-Problem heißen müssen.