Du mischt da ein paar Begriffe. Deshalb will ich die mal entwirren:
- Die voreingestellte Standardschrift von LaTeX ist Computer Modern, kurz CM. Computer Modern stammt noch aus der Zeit von TeX 2, als ein Font maximal 128 Zeichen enthalten konnte. Sie kennt daher keine echten Umlaute oder akzentuierte Buchstaben. Sie ist daher in LaTeX in der OT1-Codierung vorhanden, bei der diese Buchstaben durch mehrere Zeichen zusammengesetzt werden. Die zusammengesetzten Zeichen sind dabei eigentlich Makros. Das Problem mit solchen Makros ist, dass TeX Wörter mit Makros nicht als einzelne Wörter erkennt. Jedes Wort mit einem Umlaut, Scharf-s, Akzent besteht daher für TeX aus mehreren Wörtern. Das behindert natürlich die Trennung ganz erheblich, weil in den Trennlisten nur einzelne Wörter stehen können.
- Schaltet man auf T1-Encoding um, so wird gleichzeitig auf die zweite LaTeX-Standardschrift European Computer Modern (aka European Modern), kurz EC, umgeschaltet. Dabei handelt es sich um einen 8-Bit-Font in einem Encoding, das ISO Latin 1 (aka ISO 8859-1) recht ähnlich ist. Da dabei Wörter mit Umlauten oder westeuropäischen Akzenten nicht mehr in mehrere Wörter zerfallen, wirkt sich dies positiv auf die Trennung und damit auf den Umbruch aus. Die EC ist aber bei weitem nicht so sorgfältig geschnitten, wie die CM. Dies fällt bei kleinen Größen häufig sogar dem Laien auf.
- Latin Modern, kurz LM, ist eine komplett neu geschnittene Schrift, die als Verbesserung und Erweiterung der CM entstanden ist. Dabei wurden Mängel im Kerning, den Zeichenbreiten und der Form der Zeichen, die bei der CM schon lange bekannt waren, beseitigt. Im Gegensatz zu CM und EC ist die LM nicht eingefroren. Das bedeutet, dass daran noch immer Verbesserungen vorgenommen werden. Der Vorteil davon ist, dass sie eben von Version zu Version noch besser wird. Nicht nur, dass neue Zeichen hinzukommen können, es werden auch weiterhin Mängel beispielsweise beim Kerning beseitigt. Nachteil ist, dass ein Dokument in zwei Jahren im Extremfall anders umbrochen wird. Die LM ist angetreten, CM und EC zu ersetzen.
Alle drei Schriften sind von klassisch feiner Struktur und für den hochaufgelösten Druck konzipiert. Sowohl CM als auch EC sind dabei als Metafont-Schriften implementiert. Das bedeutet, dass eigentlich gedacht ist, dass man für jedes spezifische Ausgabegerät spezifische Bitmap-Fonts generiert. Auf diesem Weg wurden die Fonts früher beispielsweise für Bildschirm und Drucker unterschiedlich erstellt und so den unterschiedlichen Auflösungen dieser Geräte Rechnung getragen.
Von CM gibt es außerdem einen kompletten Satz von Type-1 Fonts, die von Profis manuell neu erstellt wurden. Diese werden an Stelle der Metafont-Fonts bzw. an Stelle von aus den Metafont-Fonts erzeugten Bitmap-Fonts bei der Generierung von PS oder PDF verwendet. Für die Bildschirmdarstellung sind diese nur mäßig geeignet.
Von EC gibt es nur eine kommerzielle Type-1. Allerdings ist in cm-super ein Ersatz für EC enthalten. Dieser Ersatz wurde komplett maschinell erzeugt. Händische Optimierungen wurden lediglich als Regeln innerhalb dieser maschinellen Generierung vorgenommen. Ziel dabei war, dass man die Fonts maschinell jederzeit neu erzeugen kann. Der Nachteil dabei ist, dass die EC dadurch keineswegs besser wurde. cm-super wird, wenn sie denn installiert ist, bei der Generierung von PS oder PDF unbemerkt als Ersatz für EC verwendet. Ist cm-super nicht installiert, werden stattdessen Bitmap-Fonts für PS und PDF verwendet (erkennbar in diesem Fall am Type-3-Format). Die Bitmap-Version ist oft an ausgefransten Zeichen zu erkennen. Da cm-super sehr groß ist und es LM gibt, wird cm-super bei vielen TeX-Systemen nur noch als Zugabe angeboten bzw. bei Komplettinstallationen automatisch mit installiert. Für die Bildschirmdarstellung sind EC und cm-super nur mäßig geeignet.
Sowohl CM als auch EC sind aus LaTeX-Sicht nicht frei skalierbar, sondern stehen nur in diskreten Größen zur Verfügung. Man sieht das am schnellste, wenn man sehr große Größen wählt aber nicht bekommt. Dieses Problem kann man beseitigen, wenn man das Paket fix-cm
noch vor der Klasse lädt.
LM ist von Anfang an als OpenType-Schrift konzipiert worden. Es gibt davon keine Metafont-Version, aber Type-1-Fonts. Diese werden grundsätzlich, also auch bei der Generierung von PS oder PDF verwendet. Der Zeichenvorrat ist inzwischen erheblich. Die Schrift wurde u. a. von Herrn Zapf begutachtet. Trotzdem ist sie für die Bildschirmdarstellung nur mäßig geeignet.
Sowohl EC als auch LM enthalten derzeit noch keine Mathefonts. Ob LM je solche enthalten wird, ist mir nicht bekannt. Notwendig ist dies nicht. Da sie sehr nah an der CM ist, ist es kein Nachteil, dass für mathematische Zeichen die CM verwendet wird. Ich könnte mir aber vorstellen, dass im Zuge der weiteren Verbesserung auch mathematische Zeichen entstehen werden.
Wie erwähnt wurde, sind alle drei Standardschriften für den Druck konzipiert. Wenn man also PDFs erstellt, die primär für den Druck gedacht sind, dann ist insbesondere LM eine gute Wahl. Für PDFs, die hauptsächlich für den Bildschirm gedacht sind, gibt es aber besser geeignete Fonts. So sind beispielsweise Charter oder Verdana als Fonts konzipiert, die auch bei geringer Auflösung funktionieren. Je nach Format wäre hier auch die Times zu nennen. Diese ist für Druck auf schlechtes Papier (das ist dem Druck in geringer Auflösung vergleichbar) konzipiert. Allerdings ist sie gleichzeitig für schmale Zeitungsspalten konzipiert und damit beispielsweise für einspaltigen Satz auf A4 gänzlich ungeeignet.
Was ein PDF-Viewer aus einem Font macht, hängt wiederum stark von Viewer ab. Der Adobe Reader (aka AcroReader) ist nicht gerade dafür bekannt, einen sehr guten Preview zu liefern. Schwankungen in Liniendicke und Zeichengrößen sind hier häufig zu beobachten. Auch AntialiasText kann sich mal positiv mal negativ auswirken (das gilt genauso für AntialiasGraphics, AntialiasImages und natürlich den AntialiasLevel).