Seite 1 von 2

1,5 Zeilenabstand bei XeTeX und LibreOffice unterschiedlich?

Verfasst: Do 3. Jan 2013, 12:03
von MoonKid
Ich habe den Eindruck das der 1,5er Zeilenabstand bei LibreOffice und *TeX unterschiedlich "interpretiert" wird.
Bei Word ist es vermutlich auch so, weil ich ursprünglich durch ein aus WORD exportiertes PDF darauf kam.

Die beiden angehängten Bilder sind jeweils mit XeTex und mit einem aus LibreOffice exportierten PDF gemacht worden.
(Kann schon wieder nicht hochladen wegen "Upload Error: Kann das Attachment ./files/half_oo_839.png nicht hochladen. ")

Beides ist 12 Punkte und Arial.
Da ich XeTeX nutze gehe ich davon aus, dass LibreOffice-Arial exakt das gleiche ist, wie mein XeTeX-Arial.

So setze ich Schrift und Zeilen abstand mit *tex.
\documentclass[12pt]{scrartcl}

% ...

\setmainfont{Arial}

% ...

\usepackage[onehalfspacing]{setspace}
\recalctypearea

% ...
Wer liegt hier falsch bzw. wo ist der Unterschied in der Interpretation von "1,5 Zeilenabstand"?

Einen Drucker habe ich leider gerade nicht zur Hand.

Verfasst: Do 3. Jan 2013, 12:15
von u_fischer

Verfasst: Do 3. Jan 2013, 12:42
von Besserwisser
Zunächst einmal ist 1 Punkt in Word, OpenOffice oder LibreOffice 1/72 inch. 1pt ist dagegen 1/72,27 inch. Das ergibt den ersten Unterschied.

Dann wurde eineinhalbzeilig schon lange bevor es Computer gab als das 1,5-fach der Kegelhöhe definiert. Bei einer 10pt-Schrift wären das also 15pt. In der Voreinstellung von LaTeX wird bei einer 10pt-Grundschrift ein Grundlinienabstand von 12pt verwendet. 15pt / 12pt = 1,25. Damit wäre also ein \linespread-Wert von 1.25 korrekt. Genau das macht setspace. Bei meiner mechanischen Schreibmaschine war das genauso.

Word jedoch macht schon immer bei der Einstellung 1,5-fach einfach das 1,5-fache des normalen Zeilenabstandes (der natürlich bereits größer als die Kegelhöhe ist). Andere Textverarbeitungen haben sich dem angepasst. Die deutsche Sprachanpassung von Libre-Office nennt das jedoch nicht eineinhalbzeilig, sondern "1,5zeilig". Es mag spitzfindig sein, aber damit kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass das Ergebnis zwar nicht eineinhalbzeilig ist, aber der Auswahl entspricht.

Man kann aber auch bei setspace dasselbe erreichen wie bei Libre-Office und Co, indem man einfach \setstretch{1.5} verwendet. Immerhin hat man auch damit die übrigen Vorteile von setspace gegenüber einem reinen \linespread{1.5}.

(Auf dem Smartphone mehr als einen Satz zu tippen, ist wirklich lästig!)

Verfasst: Do 3. Jan 2013, 12:49
von MoonKid
Ah ich verstehe. Da meine Dozenten "1,5 Zeilenabstand" vorgeben, muss ich wohl die (vermutlich typografisch unsinnigere) WORD-Variante wählen.

Danke für die ausführliche Erklärung per Smartphone. ;)

Verfasst: Mo 27. Jan 2014, 01:16
von MoonKid
Besserwisser hat geschrieben:Zunächst einmal ist 1 Punkt in Word, OpenOffice oder LibreOffice 1/72 inch. 1pt ist dagegen 1/72,27 inch. Das ergibt den ersten Unterschied.
Is schon länger her, aber kannst du mir das nochmal erläutern.

Wikipedia behauptet etwas anderes. Oder evtl. verstehe ich deine Behauptung auch nur falsch.

Laut 'Wikipedia ist 1pt gleich 1/72 inch, oder auch 1/864 des sog. Fußes. Beides ist nach meiner Rechnung 0.3527 (die 7 als Periode; weiß nich wie man das auf ner Tastatur schreibt).

Woher kommt dann deine "1/72,27 inch"?

Verfasst: Mo 27. Jan 2014, 09:19
von Johannes_B
Ein Punkt in der Typographie, ... das ist so eine Sache.

Schau mal zu typographischer Punkt für einen ersten Einblick.

Die von Word, LibreOffice und Co verwendeten Punkte (1/72 Inch, DTP-Punkt) sind TeX-intern big points (bp). Der TeX-Punkt hat nur 1/72,27 Inch.

Verfasst: Mo 27. Jan 2014, 13:02
von MoonKid
Ein traditioneller Pica Point misst 1/72,27 Inches, ein PostScript Point 1/72 Inches.
Also nutzt TeX den Pica Point und Word & Co den PostScript Point.

So wie ich TeX kenne, gibt es einen konkreten Grund für die Wahl des Pica Points. Welchen? ;)

Wie würde man soetwas in formalen Vorgaben für Hausarbeiten berücksichtigen? Word-&-Co-Leute müssen mindestens 5 Seiten schreiben und TeX-Leute mindestens 4 Seiten, weil bei TeX-Leuten mehr Zeichen/Zeilen auf eine Seite passen, da der Punkt kleiner ist?

Wie ist das in Studienfächern, wo TeX eher üblich ist und die Dozenten das auch kennen. Berücksichtigen sie dort diese Unterschiede, oder schreiben sie die Verwendung einer bestimmten Software vor?

Oder kann man den Punkt bei TeX auch konfigurieren?
So wie man auch den word-artigen "1,5 Zeilenabstand" reinhauen kann.

Verfasst: Mo 27. Jan 2014, 13:14
von sudo
Den TeX-pt-Punkt kannst du nicht konfigurieren. Du kannst aber bei der Auswahl der Schriftgröße auch den DTP benutzen. Wie Johannes schon schrieb, ist dieser in TeX als bp verfügbar.

Verfasst: Mo 27. Jan 2014, 14:09
von MoonKid
sudo hat geschrieben:Den TeX-pt-Punkt kannst du nicht konfigurieren. Du kannst aber bei der Auswahl der Schriftgröße auch den DTP benutzen. Wie Johannes schon schrieb, ist dieser in TeX als bp verfügbar.
Du meinst also anstatt
\KOMAoption{fontsize}{12pt}
schreibe ich einfach
\KOMAoption{fontsize}{12bp}
?

Ok, dann meckert er das
LaTeX Font Warning: Font shape `OML/cmm/m/it' in size <8.43146> not available
Als mainfont habe ich "Times New Roman" und als sansfont "Arial" gewählt.

Vermutlich ist die Lösung nicht trival. Müssen wir jetzt nicht vertiefen. Ich bleibe einfach bei pt und merke mir, dass TeX-pt nicht gleich Word-pt ist und beobachte einfach mal, wieviel Zeilen/Seiten das bei einer ~30 Seiten BA-Arbeit ausmacht. ;)

Verfasst: Mo 27. Jan 2014, 14:18
von Johannes_B
Den meisten TeX-Anwendern ist auch nicht bekannt, dass es verschiedene Punkte gibt.
Wenn du dir mal anschaust, wie groß der Unterschied in mm ist, dann ...


Zur Warnung: Das passiert dir bei LaTeX häufiger:
Stell dir einen klassischen Setzkasten mit Bleilettern drinnen vor. Pro Schriftgröße und Schnitt (upright, italic ...) hast du einen extra Setzkasten mit den Zeichen. Das entspricht verschiedenen Schriftdateien. Ist ein bestimmtes Zeichen (eine Glyphe) nicht in einer Schrift enthalten, kommt diese Warnung, und die Glyphe wird ersetzt.

Kommt so etwas bei W0rd vor, dann wird ohne Warnung ersetzt (ähnlich bei der Ersetzung der japanischen Schriftzeichen).