domwass hat geschrieben:Für die Korrektheit und Unterscheidbarkeit ist es
allerdings, zumindest meiner Meinung nach, schöner, ein Versal-ß zu
nehmen.
Wenn es für die Unterscheidbarkeit notwendig ist, darf man übrigens auch SZ schreiben.
Fragen wir uns einmal, was der Sinn von Großbuchstaben ist. Großbuchstaben sollen bei der Untergliederung des Satzes helfen. Dabei soll zum einen das Auge in seiner Bewegung gestützt werden, zum anderen aber auch Wörter schneller nach ihrer Art unterschieden werden können. Der erste Punkt findet beispielsweise am Satzanfang Anwendung. Der letzte Punkt ist bei Sprachen wie Deutsch, bei denen die Grammatik keinen festen Satzbau vorgibt von erheblicher Relevanz.
Übrigens: Es gibt diverse serifenlose Schriften, bei denen ein großes I von einem kleinen l nur schwer zu unterscheiden ist. Solche Schriften werden deshalb von der Mehrzahl der Typografen als Brotschriften abgelehnt. Darüber hinaus haben Untersuchungen gezeigt, dass insbesondere der obere Teil (weniger als die Hälfte eines Groß, und weit weniger als 1/3 eines Kleinbuchstaben) für die Erkennung von erheblicher Bedeutung ist. Auch hier haben serifenlose oft Nachteile. Es gibt in diesem Bereich diverse Schriften, bei denen die relevanten Teile von beispielsweise n, o, e oder n, r, p (um nur wenige Beispiele zu nennen) nahezu identisch oder sogar identisch aussehen. Auch das ist ein Grund, diese Fonts als Brotschriften abzulehnen.
Nehmen wir nun das Versal-ß. Hier habe ich bisher keinen Font gesehen, bei dem das Versal-ß sich so deutlich von einem ß unterscheidet, dass es auf den ersten Blick als Großbuchstaben zu erkennen ist. Wenn ein Buchstabe aber nicht als Großbuchstabe zu erkennen ist, dann taugt er auch nicht zum Großbuchstaben.
Wenn ich einen Font erst ganz genau kennen muss, um einen Buchstaben als Großbuchstaben zu erkennen, dann geht das am Ziel von Typografie komplett vorbei. Aus diesem Grund ist für mich das Versal-ß bisher eine reine Spielerei ohne ernsthaften, sinnvollen Nutzen. Die Idee dahinter ist im Übrigen auch nicht wirklich neu.