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[Grundlage] Arbeitsweise - Formatvorlagen
Verfasst: So 26. Aug 2012, 15:22
von MoonKid
Ok, ich komme aus der WYSIWYG-Welt und arbeite primär mit LibreOffice. Das Prinzip Daten und deren Darstellung voneinander zu trennen ist mir bewusst.
Habe die Hobbit-Einführung zu Latex bereits gelesen. Alles nette kleine Befehle, die dort erklärt werden. Zur eigentlichen Arbeitsweise an sich wird aber nichts erklärt. Wie und warum setze ich diese Befehle ein?
Konkret:
Wenn ich in LibreOffice ein neues Dokument einrichte, nehme ich Formatvorlagen wie "Standard", "Überschrift", "Textblock", "Grafik" usw, um diese meinen (oder denen meiner Dozenten) Bedürfnissen anzupassen. Direkte Formatierungen sind natürlich untersagt!
Wie liese sich dies in Latex abbilden?
Ok, ich kann eigenen Macros wie /mysection, /mysubsection, /mypicture etc schreiben. Aber ist das im Sinne des Erfinders?
Viel lieber würde ich vorhandene wie /section überschreiben.
Ja, ich kenne bereits den Befehl zur Neudefinition eines vorhandenen Makros. Der zerstört mir aber das alte.
Ich möchte das sich /section genauso verhält wie immer, plus meine Modifikationen (Abstände, Schrift, ...).
Im tex-file selbst wird also nur /section verwendet und nicht /mysection.
Mit LibreOffice definiere ich ja in der Regel auch keine neuen Formatvorlagen, sondern verwende die vorhandenen Strukturen. So kann ich jederzeit dem Dokument neue Formatierungen unterschieben, ohne was ändern zu müssen.
Wie sieht es mit Vererbung von Formatvorlagen aus?
Wie werden "Standard" und "Überschrift" in Latex abgebildet? Ich möchte alle /*section* in der gleichen Schriftart und dass will ich nur an einer Stelle definieren müssen.
Der restliche Text (Formatvorlage "Standard") hat aber ne andere Schriftart.
Wie wird sowas elegant und effizient gelöst?
Macht ihr tatsächlich eure eigenen Makros. Gibt es dafür nen Styleguide; z.B. GRossgeschriebenen Namensprefix für die eigenen Makros oder sowas?
Verfasst: So 26. Aug 2012, 16:26
von bloodworks
Hallo du solltest dir eingestehen, dass TeX kein Wordprozessor ist. Wird es auch nie sein.
Formatvorlagen gibt bei LaTeX nicht, alleine das Wort ist ja schon ein Widerspruch in sich. LaTeX ist sehr viel mehr eine Auszeichnungssprache, wenn mal man den Macro Teil weg lässt. Die logische Auszeichnung einzelner Elemente lässt ein späteres Verändern des Aussehen natürlich zu.
Im Prinzip wäre das Vorgehen so, dass man sich eine recht gut passende Dokumentenklasse raus sucht und dann einzelne Elemente umdefiniert, sofern die Dokumentenklasse nicht selbst alles richtig macht. Irgendwann kann man das dann selbst in eine Dokumentenklasse packen. (Deine Aussage, ein umdefinieren zerstöre die Originaldefinition ist natürlich Quatsch. -> ordentliche Einführung lesen!)
Um zu verhindern, dass der normale Nutzer sehr tief in den LaTeX Kern absteigen muss, gibt es Klassen wie die des KOMASkriptes oder memoir. Wobei erste besser auf deutsche Normen passen. Du solltest die also mal die KOMA-Doku anschauen.
l2short kann sicher auch net schaden.
Verfasst: So 26. Aug 2012, 16:33
von che.tux
Hi,
das klärt deine Frage zwar nicht direkt, aber möglicherweise hilft es ja trotzdem.
Für den Schritt von WYSIWYG zu LaTeX hat mir der Weg über LYX geholfen. Bei LYX handelt es sich um einen WYSIWYM Editor. Man kommt um LaTeX zwar auch damit nicht herum, aber für längere Texte finde ich das Arbeiten sehr angenehm. Der Vorteil ist, wenn man eine Überschrift möchte, markiert man den Text und wählt im Prinzip wie bei LO den Stil aus.
http://de.wikipedia.org/wiki/LyX
http://www.lyx.de/WebDe.Home
Gruß
Verfasst: So 26. Aug 2012, 16:56
von Gast
Ich möchte das sich /section genauso verhält wie immer, plus meine Modifikationen (Abstände, Schrift, ...).
\section wird nicht vom LaTeX-Kernel definiert, sondern von den einzelnen Dokumentenklassen (gewöhnlich mit Hilfe von \@startsection aus dem Kernel). Es hängt daher von der Definition der Klasse ab, welche Anpassungsmöglichkeiten es gibt: Z.B. bei den alten Klassen (article) gibt es keine, da musst du Pakete wie sectsty oder titlesec dazu laden, bei den KOMA-Klassen kann man mit \addtokomafont{sectioning} z.B. die Schrift aller Überschriften ändern. Wenn du mehr willst, dann musst du dir deinen eigenen \section-Befehl definieren, oder auf das bereits erwähnte titlesec zurückgreifen.
Wie sieht es mit Vererbung von Formatvorlagen aus?
Die bekommst du - wenn du deine Befehle vernünftig definierst - eigentlich auf mehr oder weniger natürliche Weise: Wenn du möchtest, dass mehrere Objekte die gleiche Schrift benutzen, definierst du dir einen entsprechenden Befehl, der die Schrift aufrufst und verwendest den in den Objekten.
Macht ihr tatsächlich eure eigenen Makros.
Ja, in LaTeX ist das kaum zu vermeiden und eigentlich sogar ausdrücklich gewünscht. LaTeX kann und will nicht für alles denkbare vorgefertigte Lösungen zur Verfügung stellen. Wenn du ein stringentes System suchst, wo alle möglichen Setup-Befehle bereits eingebaut sind, solltest du dir conTeXt anschauen.
Ulrike Fischer
www.troubleshooting-tex.de
Verfasst: So 26. Aug 2012, 18:18
von MoonKid
Anonymous hat geschrieben:bei den KOMA-Klassen kann man mit \addtokomafont{sectioning} z.B. die Schrift aller Überschriften ändern
Das sieht doch brauchbar aus. Werd mich mal bei KOMA umschauen.
Um meine Frage etwas konkreter zu machen: Wie ist eure Arbeitsweise?
Ihr sagt doch nicht explizit jeder einzelnen(!) Überschrift/Gliederungsebene wie sie aussehen soll, sondern auch nur was sie ist (eine Überschrift) und "definiert" das Aussehen woanders. Wie geht ihr vor? Beispiele?
Ich will keinen Code, sondern ehr ein Beispiel eurer Arbeitslogik.
Zum /renewcommand kann ich nix finden, was sagt, der UrKommand würde erhalten bleiben. Die Frage ist auch ehr, ob das ein gangbarer Weg wäre, oder ob ihr sowas ehr anders macht.
btw: Konkrete Empfehlung für ne KOMA-Einführung?
Verfasst: So 26. Aug 2012, 18:27
von Genmutant
Schau dir für KOMA-Script einfach die mitgelieferte Hilfe an (texdoc komascript). Die ist sehr ausführlich und erklärt alles mit vielen Beispielen
Ich persönlich benütze einfach die Standardüberschriften vom Koma-Script, die sind ja sinnvoll eingetsellt und gut überlegt.
Verfasst: So 26. Aug 2012, 18:32
von bloodworks
MoonKid hat geschrieben:
Zum /renewcommand kann ich nix finden, was sagt, der UrKommand würde erhalten bleiben. Die Frage ist auch ehr, ob das ein gangbarer Weg wäre, oder ob ihr sowas ehr anders macht.
Naja mit ein bisschen nachdenken kommt man sicher dahinter...
Dazu würde ich dir auch ein paar ordentliche Einführungen [1] empfehlen.
Zudem kann man natürlich die Originaldefinition nachlesen.
MoonKid hat geschrieben:
btw: Konkrete Empfehlung für ne KOMA-Einführung?
Wie schon gesagt die KOMA Dokumentation
Dort wirst du auch was was zu oben finden.
Verfasst: So 26. Aug 2012, 18:45
von Gast
Ihr sagt doch nicht explizit jeder einzelnen(!) Überschrift/Gliederungsebene wie sie aussehen soll, sondern auch nur was sie ist (eine Überschrift) und "definiert" das Aussehen woanders. Wie geht ihr vor? Beispiele?
In 95% aller Fälle lasse ich die Voreinstellungen von KOMA so wie sie sind - Markus hat sich einem Menge Mühe gegeben vernünftige Werte einzustellen -, außer dass ich meistens die Schriftfamilie mit \addtokomafont{sectioning}{\rmfamily} auf die "roman" Schriftfamilie umstelle. Für die restlichen 5% gibt es keine Regel.
Zum /renewcommand kann ich nix finden, was sagt, der UrKommand würde erhalten bleiben.
Tut es auch nicht. Aber wenn du ihn irgendwo erhalten willst, ist das nicht sonderlich schwierig. Und außerdem steht der Code der Ursprungsdefinition ja in einer (lesbaren) Datei. Es ist nicht so wie in einer Textverarbeitung, wo du nach Rumklicken nicht mehr nachvollziehen kannst, wie die Originaleinstellung war. Du kannst also nach Lust und Laune mit \renewcommands um dich werfen. Wenn nicht rauskommst, was du haben wolltest, löscht du sie wieder.
Ulrike Fischer
www.troubleshooting-tex.de
Re: [Grundlage] Arbeitsweise - Formatvorlagen
Verfasst: So 26. Aug 2012, 21:44
von dknof
MoonKid hat geschrieben:
Um meine Frage etwas konkreter zu machen: Wie ist eure Arbeitsweise?
Ihr sagt doch nicht explizit jeder einzelnen(!) Überschrift/Gliederungsebene wie sie aussehen soll, sondern auch nur was sie ist (eine Überschrift) und "definiert" das Aussehen woanders. Wie geht ihr vor? Beispiele?
Ich will keinen Code, sondern ehr ein Beispiel eurer Arbeitslogik. Wink
Ich nehme die vorhandenen Befehle wie \section und mache maximal eine Anpassung auf "roman" (wie Ulrike Fischer auch geschrieben hat).
Meine Arbeitslogik ist, dass die Personen, die die Klassen geschrieben haben, sich mit der Typographie wesentlich besser auskennen als ich und daher sehr gute Einstellungen getätigt haben. Ich finde das Schriftbild auch sehr gut und lesbar. Eine detaillierte Anpassung der Befehle wie \section wegen Schriftgröße und Abstände ist daher für mich unnötig. Für privat bin ich auch an keine Vorgaben gebunden und in der Firma würde ich eher versuchen, die Vorgaben zu ändern als die Einstellungen in den Klassen.
Wenn Du der Meinung bist, die Typographie besser zu beherrschen als die Klassenauthoren, dann kannst Du die Schriftgrößen entsprechend umdefinieren.
MoonKid hat geschrieben:
Wie sieht es mit Vererbung von Formatvorlagen aus?
Die ist in den Formatvorlagen schon eingebaut. So kannst Du am Anfang die Standardschriftgröße des Dokuments angeben (12pt oder 10pt). Diese ist die Basis für alle weiteren Schriftgrößen. Wenn Du also von 12pt auf 10pt wechselst, dann werden automatisch alle Schriftgrößen angepasst. So ist die Größe von \section als \Large definiert. \Large ist wiederum (wenn ich den Code richtig interpretiere) bei 10pt Standardgröße mit 14pt definiert und bei 12pt Standardgröße mit 18pt. Nun kannst Du Deine eigenen Befehle definieren und selber auf \Large zurückgreifen. Und wenn Du meinst, dass \Large lieber 17pt groß sein sollte, dann definierst Du das am Anfang Deines Dokuments um und hast dann einheitlich überall wo Du \Large verwendest die gleiche Schriftgröße.
Die Vererbung, die ich von Word kenne, funktioniert anders. Da gibst Du für einen Befehl ein Elter an. Die Einstellungen, die mit dem Elter übereinstimmen werden als vererbt angesehen, der Rest als individuell. Du kannst nicht zum Beispiel eine Schriftgröße separat definieren und die verschiedenen Formatvorlagen zuordnen. Und Du hast auch keine relativen Eingabemöglichkeiten wie Abstand nach Überschrift 1 ist 1,5 Zeilen (quasi interene Vererbung, abhängig von der Schriftgröße der Überschrift). Daher finde ich die Vererbung bei Word ziemlich unnütz, da sie ganz dumm ist. Als Beispiel setze mal für Standard den Abstand danach auf 14pt (eine Zeile bei Schriftgröße 12pt). Dann siehst Du, dass bei den Überschriften keine Anpassung des Abstands getätigt wurde und dadurch die Gesamtbild bei den Abständen nicht mehr passt. Andersherum wird Dir das Layout von (einfachen) Tabellen um die Ohren gehauen, da dort plötzlich alle Zeilen doppelt so hoch sind wie vorher.
MoonKid hat geschrieben:
Macht ihr tatsächlich eure eigenen Makros. Gibt es dafür nen Styleguide; z.B. GRossgeschriebenen Namensprefix für die eigenen Makros oder sowas?
Ich verwende eigene Makros um die Struktur besser darzustellen und um mir Tipparbeit zu ersparen. Eine Styleguide kenne ich dafür nicht. Den erachte ich für meine simplen Dokumente auch nicht für notwendig. Es gibt bestimmt Anleitungen für Paketschreiber, das ist aber einige Nummern über einem Anfänger.
Gruß
Diether
Verfasst: Mo 27. Aug 2012, 08:19
von Gast
MoonKid hat geschrieben:Um meine Frage etwas konkreter zu machen: Wie ist eure Arbeitsweise?
Ich wähle zu Beginn des Dokumentes eine geeignete KOMA-Klasse, setze die Schriftgröße und wähle eine mir genehme Schriftart (dazu nutze ich fontspec und kompiliere mit XeLaTeX) aus - und dann schreibe ich den Text und drehe an den tollen Voreinstellungen ganz selten mal was, schon gar nicht an den Überschriften. Was ich manchmal verändere, sind die Kopf- und Fußzeilen, je nachdem, was ich brauche. Aber da hilft die KOMA-Doku (scrguide.pdf) sehr gut weiter. Und in den ersten 6 - 8 Jahren nach meinem Umstieg zu LaTeX habe ich fast ausschließlich LyX als Frontend/Editor benutzt, weil ich mich dann noch mehr auf den Text konzentrieren konnte, da ich die LaTeX-Befehle nicht sah. Für vorherige OO-/LO-/Word-Klicker ist m.A. LyX die erste Wahl beim Umstieg auf LaTeX.
Viele Grüße
Helmut