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Schrift und Einstellung typographisch in Ordnung?

Verfasst: Di 10. Apr 2018, 23:05
von Timeless
Guten Abend,
unter der Voraussetzung, dass ich als Anfänger "nur" mit pdflatex arbeite (und nicht mit LuaLaTex) und in dem Wissen, das LaTeX in typographischer Hinsicht per se hervorragend ist, würde ich gerne wissen, ob ich mit folgenden Einstellungen ein Ergebnis erzielen kann, das auch von Typographie-Freaks zumindest dem Grunde nach als akzeptabel gewertet werden kann. Meine Frage zielt dabei vor allem auf die verwendete Schrift. Es geht um ein Dokument ausschließlich im Fließtext ohne Formelsatz.
Gibt es Optimierungspotential, ohne größeren Aufwand? Vor der Installation einer Garamond-Schrift habe ich nach einiger Recherche Abstand genommen, da ich schon die Anleitungen nur schwer verstehe.
\documentclass[a4paper,12pt, bcor=5mm, smallheadings]{scrreprt}
\usepackage[a4paper]{geometry}
\usepackage{setspace}
\usepackage[supstfm=libertinesups]{superiors}
\usepackage{libertine}
\usepackage{fnpct}
\usepackage{microtype}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[ngerman]{babel}
\begin{document}

\end{document}

Verfasst: Mi 11. Apr 2018, 00:17
von Bartman
Dein Beispiel ist so nicht lauffähig.

Du müsstest den Helfern schon konkret sagen, inwiefern es schwierig ist, eine Garamond-Schrift einzustellen.
\documentclass[fontsize=12pt, BCOR=5mm, headings=small]{scrreprt}
\usepackage{geometry}
\usepackage{setspace}
\usepackage[supstfm=libertinesups]{superiors}
\usepackage{libertine}
\usepackage{fnpct}
\usepackage{microtype}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{blindtext}

\begin{document}
\blinddocument
\end{document}

Verfasst: Mi 11. Apr 2018, 12:30
von Timeless
Entschuldigung, jetzt sollte das Minimalbeispiel funktionieren. Was mir auffällt ist, dass im PDF einige aber nicht alle Ligaturen umgesetzt werden. fl geht ebenso wie fi. Aber bei "Quelle" müsste der Schwanz des Q deutlich länger sein. Im Editor, wo ich ebenfalls mit linux libertine schreibe, wird diese Q-Ligatur richtig umgesetzt. Im PDF-Output nicht.
\documentclass[fontsize=12pt, BCOR=5mm, headings=small]{scrreprt}
\usepackage[supstfm=libertinesups]{superiors}
\usepackage{libertine}
\usepackage{fnpct}
\usepackage{microtype}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[backend=biber, style=geschichtsfrkl, citeinit=false, neueseitevollzitat=false, mits, hrsg, isbn=false]{biblatex}
\usepackage{blindtext}

\begin{document}
\blinddocument
\end{document}

Verfasst: Mi 11. Apr 2018, 12:51
von Gast
AFAIK gibt es das Q mit langem Bogen nicht mit pdflatex, sondern nur mit lualatex oder xelatex:
\documentclass[fontsize=12pt, BCOR=5mm, headings=small]{scrreprt}
\usepackage{fontspec}% Damit Overleaf die Verwendung von lualatex aktiviert.
\usepackage[supstfm=libertinesups]{superiors}
\usepackage{libertine}
\usepackage{fnpct}
\usepackage{microtype}
%\usepackage[T1]{fontenc}
%\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[backend=biber, style=geschichtsfrkl, citeinit=false, neueseitevollzitat=false, mits, hrsg, isbn=false]{biblatex}
\usepackage{blindtext}

\begin{document}
Quelle \blinddocument
\end{document}
Vermutlich ist im Type-1-Font von Linux Libertine das Q mit kurzem Bogen, während der OTF eben auch das Q mit langem Bogen bietet.

Verfasst: Mi 11. Apr 2018, 14:56
von Timeless
Vielen Dank. Die Erklärung ist auf jeden Fall nachvollziehbar und es liegt anscheinend kein "Fehler" vor bei den Ligaturen.
Ich halte mich aktuell an die Reihenfolge des Korrekturlesens nach Jörg Knappen, Schnell ans Ziel mit Latex2e, S. 180 ff.: Textkorrektur, Korrektur Absatzumbruch, Korrektur Seitenumbruch. Also zunächst einzelne Trennungen ggf. bearbeiten mit
\hyphenation
, dann Overfull bzw. Underfull
\hbox
abarbeiten vorzugsweise durch Umformulierung des Textes. Zum Schluss mit
\widowpenalty=10000
Hurenkinder ausschließen. Schusterjungen sind für mich ok.
Dann wäre ich mit meinem Typographie-LaTeX-Latein am Ende und hoffe dennoch, ein sehr ordentliches Layout vorweisen zu können. Aber allein die erste gedruckte Korrekturfahne sah schon klasse aus (vielleicht nicht aus Sicht des Typographie-Experten aber mit Sicherheit im Vergleich zum Word-Einheits-Brei)

Verfasst: Mi 11. Apr 2018, 16:18
von Gast
Kleiner Tipp: Bezüglich Schusterjungen und Hurenkinder nicht übertreiben. Die Nachteiligkeit von Schusterjungen ist unter Typografen umstritten. Teilweise wird erklärt, dass sie den Leser »auf die neue Seite ziehen« und damit auch einen positiven Effekt haben. Darüber hinaus muss man sich darüber im Klaren sein, dass man meist einen anderen negativen Effekt in Kauf nimmt, um Schusterjungen und Hurenkinder auszuschließen. Bei TeX ist das meist eine Dehnung von vertikalen Abständen. Forssman vertritt daher die Meinung, dass man sie bei wissenschaftlichen Texten kaum sinnvoll komplett vermeiden kann. Ich selbst toleriere sie beim Wechsel von linken Seiten auf rechte Seiten einer Doppelseite normalerweise einfach und verhindere sie beim Wechsel von Vorder- zu Rückseite, wenn die Verhinderung aufwändig wird. Zu Hurenkindern vertreten Typografen oftmals die Meinung, dass nur gering gefüllte Zeilen wirklich als Hurenkinder gelten.

Damit sind
\clubpenatly=10000
\widowpenalty=10000
IMHO als eher fragwürdige Einstellungen einzuschätzen. Ich verwende maximal
\clubpenatly=9999
\widowpenalty=9999
(in der Regel weit tolerantere Werte) und greife von Fall zu Fall manuell ein – das natürlich erst, wenn der Inhalt des Dokuments steht.