Stefan Kottwitz hat geschrieben: ↑Sa 20. Nov 2021, 18:30
Ich wette, Grummelgast kocht auch viel
Stimmt. Täglich. An manchen Tagen – aber eher selten – sogar mehr als einmal.
Ich finde es auch eher lästig, wenn ich in einem Rezept umblättern muss. Und natürlich besteht die Gefahr, dass man dann die nächste Seite übersieht. Aber das wird durch die Verhinderung von Hurenkindern nicht besser. Da übersieht man dann ggf. eben zwei Zeilen statt einer. Und Schusterjungen ziehen mich eher auf die nächste Seite und helfen zu verhindern, dass ich einen weiteren Absatz (oder auch mehrere) übersehe. Die Verhinderung selbiger ist also eher von Nachteil. Und durch den zusätzlichen Abstand am Ende der Seite, den man mit \raggedbottom ggf. bekommt, wird die Gefahr, dass man übersieht, dass es auf der nächsten Seite einen weiteren Absatz gibt, sogar noch größer. Ein größerer Abstand erzeugt nämlich erst recht den Eindruck, dass das Rezept hier endet.
Penalties eignen sich bei nicht vorhandenem Leim kaum dazu, später zu umbrechen, stattdessen wird eher früher umbrochen. So hätte man beispielsweise bei
\documentclass[ngerman,paper=a5,fontsize=9pt,DIV=13,headsepline, parskip=half]{scrbook}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{blindtext}
\begin{document}
Bei 200\,°C im Rohr etwa 45 Minuten braten, dann ist die
Hähnchenhaut knusprig, und auch die Gemüsewürfel sind gar.
Alles mit gehackter Petersilie
bestreuen und in der Form oder auf dem Blech servieren.
\blindtext[4]
\end{document}
Ein (unechtes) Hurenkind. Verhindert man die Hurenkinder:
\documentclass[ngerman,paper=a5,fontsize=9pt,DIV=13,headsepline, parskip=half]{scrbook}
\usepackage[ngerman]{babel}
\raggedbottom
\clubpenalty=10000
\widowpenalty=10000
\displaywidowpenalty=10000
\usepackage{blindtext}
\begin{document}
Bei 200\,°C im Rohr etwa 45 Minuten braten, dann ist die
Hähnchenhaut knusprig, und auch die Gemüsewürfel sind gar.
Alles mit gehackter Petersilie
bestreuen und in der Form oder auf dem Blech servieren.
\blindtext[4]
\end{document}
Hat man keineswegs alles auf einer Seite. Vielmehr hat man dann zwei Zeilen auf der nächsten Seite.
Die Seite mit dem Hurenkind einsparen kann man besser mit manuellen Eingriffen wie der Verwendung von \enlargethispage.
\documentclass[ngerman,paper=a5,fontsize=9pt,DIV=13,headsepline, parskip=half]{scrbook}
\usepackage[ngerman]{babel}
\raggedbottom
\clubpenalty=10000
\widowpenalty=10000
\displaywidowpenalty=10000
\usepackage{blindtext}
\begin{document}
\enlargethispage{\baselineskip}%
Bei 200\,°C im Rohr etwa 45 Minuten braten, dann ist die
Hähnchenhaut knusprig, und auch die Gemüsewürfel sind gar.
Alles mit gehackter Petersilie
bestreuen und in der Form oder auf dem Blech servieren.
\blindtext[4]
\end{document}
Auch \looseness=-1 kann in einigen Fällen (nicht jedoch im gezeigten Beispiel) hilfreich sein.
Ich bin sicher, dass auch Ulrike, die bekanntlich eine LaTeX-Expertin und Teil des LaTeX-Teams ist, das weiß und wundere mich daher, dass sie den Eindruck erweckt, man könne mit penalties zur Verhinderung von Hurenkindern erreichen, dass alles auf einer Seite steht. Und bevor sie jetzt darauf hinweist, dass das mit genügend Leim doch möglich sei. Dass dieser bei den Überschriften entfernt wurde, war genau mein Hauptkritikpunkt.
Tatsächlich ist es so, dass mit vorhandenem Leim schon in der Voreinstellung Hurenkinder meist verhindert werden. So ist es beispielsweise bei diesem Beispiel:
\documentclass[ngerman,paper=a5,fontsize=9pt,DIV=13,headsepline, parskip=half]{scrbook}
\usepackage[ngerman]{babel}
%\raggedbottom
%\clubpenalty=10000
%\widowpenalty=10000
%\displaywidowpenalty=10000
\usepackage{blindtext}
\begin{document}
Ich beginne jetzt einmal mit Leim.
\blindtext
\vskip .5\baselineskip plus .5\baselineskip minus .5\baselineskip
\blindtext[3]
\end{document}
nicht möglich, durch Weglassen einer Textzeile im ersten Absatz ein Hurenkind zu provozieren. Auch die auskommentierten Einstellungen für \raggedbottom, \clubpenalty, \widowpenalty und \displaywidowpenalty ändern daran nichts.
Ich koche also nicht nur recht viel, ich mache mir auch Gedanken, bevor ich etwas behaupte oder gar jemandem wie der angesehenen Ulrike widerspreche.