Versal-SZ in LaTeX mit den txfonts (Times Roman)

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iTob
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Versal-SZ in LaTeX mit den txfonts (Times Roman)

Beitrag von iTob »

Hallo ihr...

LaTeX ist ja so schlau, das kleine ß bei Kapitälchen oder Versalien, automatische (und duden-korrekt) durch ein ss (bzw. SS) zu ersetzen.
Das ist ja grundsätzlich auch kein Problem, außer ebi Eigennamen, bei denen es drauf ankommt ob jemand Süß oder Süss heißt.
Ein angewandtes Beispiel für viele Eigennamen sind Literaturangaben und da ist es eben wichtig, dass man den Autor finden kann.

Die einfachste Lösung ist, auf Kapitälchen (und Versalien, aber die sollte man ja eh nicht benutzen) zu verzichten.
Die zweite Lösung ist, eine Schrift zu verwenden, die ein Versal-ß enthält, wie die Linus Libertine. Allerdings muss ich bei Hausarbeiten eben die Times verwenden und komme damit zur Frage:
Gibt es eine Möglichkeit, einzelne Zeichen einer Schrift durch die einer anderen zu ersetzen, bzw. durch diese zu ergänzen.

Das folgende Beispiel zeigt das Ergebnis, so wie ich es mir Vorstelle (der erste Herr Süß), ist aber bestenfalls ein Workaround, weil das große ß nicht automatisch verwendet wird.
\documentclass[12pt]{scrartcl}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage{libertine}
\usepackage{txfonts} % Wenn man diese Zeile auskommentiert, funktioniert der textsc-
    % Befehl wie gewünscht und verwendet ein großes ß. Alledings ist die Grundschrift dann
    % die Linus Libertine
\begin{document}
\huge\noindent %
Herr \textsc{Sü{\libertineGlyph{germandbls.sc}}} und Herr \textsc{Süss} kennen sich nicht,
aber Herr \textsc{Süß} kommt ihnen bekannt vor
\end{document}
Das scheint aber schon deshalb nicht die optimale Lösung zu sein, weil es die folgende Warnung liefert (die mir wenig bis nix sagt...)
LaTeX Font Warning: Font shape `U/fxle0/m/sc' undefined
(Font)              using `U/fxle0/m/n' instead on input line 10.

[1{/usr/local/texlive/2009/texmf-var/fonts/map/pdftex/updmap/pdftex.map}]
(./libertine.aux)

LaTeX Font Warning: Some font shapes were not available, defaults substituted.

 ){/usr/local/texlive/2009/texmf-dist/fonts/enc/dvips/libertine/xl-e0.enc}{/usr
/local/texlive/2009/texmf-dist/fonts/enc/dvips/base/8r.enc}</usr/local/texlive/
2009/texmf-dist/fonts/type1/public/libertine/fxlr.pfb></usr/local/texlive/2009/
texmf-dist/fonts/type1/public/txfonts/rtxsc.pfb></usr/local/texlive/2009/texmf-
dist/fonts/type1/urw/times/utmr8a.pfb>
Oder gibt es vielleicht noch eine ganz andere Lösung an Times mit Versal-ß zu kommen, ohne auf Mathematiksatz verzichten zu müssen?

Vielen Dank und liebe Grüße!
Tobi

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iTob
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Beitrag von iTob »

Hallo, ich bin's nochmal...

Ich hab mal mit dem unten stehenden Code ein Beispiel zum Vergleichen erzeugt. Die größten Unterschiede, scheinen mir diese zu sein:
- Libertine läuft etwas enger, besonders die Großbuchstaben
- das große J, M, Q, Ö
- die Zahlen
- die fette Libertine ist wesentlich schlanker als die fette Times, auch die Libertine Großbuchstaben sind insgesamt etwas feiner
- die kursive Libertine ist etwas "runder"/geschwungener

Wenn man sowohl die txfonts als auch die Libertine lädt, wird für den Mathe-Modus scheinbar in beiden Fälle die Times-Version verwendet. Ohne txfonts wird die Beispielformel ganz gruselig...

Daher überlege ich, einfach die (ohnehin schönere) Libertine zu verwenden, denke der Prof merkt das bestenfalls im direkten vergleich... 8)

Der Code für's Beispiel und die erzeugte PDF im Anhang:
\documentclass[12pt]{scrartcl}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage{libertine}
\usepackage{txfonts} % Wenn man diese Zeile auskommentiert, funktioniert der textsc-
    % Befehl wie gewünscht und verwendet ein großes ß. Alledings ist die Grundschrift dann
    % die Linus Libertine

\newcommand{\beispiel}{
\MakeUppercase{abcdefghijklmnopqrstuvwxyz äöüß}\\
abcdefghijklmnopqrstuvwxyz äöüß\\
\textsc{abcdefghijklmnopqrstuvwxyz äöüß}\\
Herr \textsc{Sü}{\libertineGlyph{germandbls.sc}} und\\
Herr \textsc{Süss} kennen sich nicht, aber\\
Herr \textsc{Süß} kommt ihnen bekannt vor \dots
\[ x = \sum_{n=1}^\infty f(x) = \int_{a}^b x^{2+3n} = \frac{xy}{x+y} \neq \lim_{x\to 0} x^n \mbox{ mit } n \in \mathcal{A} \]
Textmodus: 123456789 -- Mathemodus: $123456789$\\
\textbf{fett} -- \textit{kursiv}
}
 
\begin{document}
\Large
\textbf{Times Roman}\\
\beispiel

\vspace{10mm}
\libertine
\textbf{Linux Libertine}\\
\beispiel
\
\end{document}
Dateianhänge
libertine.pdf
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Beitrag von iTob »

Ihr seht, ich hab das noch nicht zu Ende gedacht...

Man könnte auch nur die Kapitälchenschrift ändern. Hier mein Versuch, wie es gehen könnte, ich weiß aber nicht, ob es LaTeX-konform ist und nicht vielleicht eine elegantere Lösung existiert...
Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob es unschön auffällt, wenn die gemischten Buchstaben unmittelbar hintereinander stehen (siehe Bsp.)
\documentclass[12pt]{scrartcl}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage{libertine}
\usepackage{txfonts} 
% alten textsc-Befehl-Zwischenspeichern
\let\kapi\textsc
% und umndefinieren
\renewcommand{\textsc}[1]{\begingroup\libertine\kapi{#1}\endgroup}
\begin{document}
\noindent\textsc{Dies ist eine Test mit Kapitälchentext, der in Maßen zu genießen ist!}\\
Der normale Text bliebe in der Times gesetzt. Oder Müller?
\bigskip

Kapitälchen im laufenden Text könnten Namen wie \textsc{Süßkind} hervorheben. Ich bin allerdings nicht sicher,
ob es unschön auffällt, wenn die gemischten Buchstaben unmittelbar hintereinander stehen, wie hier:
Der Mantel-Träger \textsc{Markus Tannen} illustriert meine Bedenken.
\end{document}

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KOMA
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Beitrag von KOMA »

Zwei einfache typografische Regeln:
  1. Mische niemals zwei unterschiedliche Serifenschriften.
  2. Verwende niemals einzelne Buchstaben aus dem einen Font innerhalb eines anderen Fonts, nur weil der Buchstabe im anderen Font fehlt.
BTW: Es gibt derzeit keine Sprache, in der es eine amtliche Rechtschreibung gibt, die ein versales ß vorsieht. Das Zeichen ist also eher etwas für Designer, Spielkinder und Menschen, die ihrer Zeit weit voraus sind. Keinesfalls geeignet ist es für jemanden, der sich an die amtlichen Regeln für die Deutsche Rechtschreibung zu halten hat.

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iTob
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Beitrag von iTob »

Jaja... das ich nicht zwei Serifenschriften mischen sollte weiß ich eigentlich schon :oops:
Aber das Zeichen zu verwenden finde ich nur halb so wild, wenn es zur Schrift passt. Es gibt auch ein großes ß, das für die Times gestaltet wurde, aber auch da müsste ich wissen, wie ich ein Zeichen aus einem ttf- oder otf- (bin grad nicht sicher) Font in die txfonts einbauen kann.

Das der Duden das nicht vorsieht weiß ich und für "normale" Wörter finde ich es auch nicht schlimm ein Doppel-S im Versalsatz zu verwenden, aber bei Namen/Quellenangaben finde ich es schon wichtig, das unterscheiden zu können. Immerhin hab ich nicht versucht, das kleine ß mit Großbuchstaben zu mischen 8) Bei sowas rollen sich nämlich auch mir die Fußnägel hoch...


Also wenn du (oder wer anders) eine Möglichkeit weiß, wie ich das Libertine-Groß-SZ in die Times bekomme, wär ich dankbar, sie zu erfahren. Die Verantwortung der Scrhiftmischung geht dann auf meine Kappe, aber ich werde vielleicht auch im Typo-Forum nochmal "Rücksprache" halten...

Viele Grüße
Tobi

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KOMA
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Beitrag von KOMA »

Stichworte: Virtueller Font, fontinstallationguide, fontinst.

Aber: Das Libertine und txfonts unterschiedliche Laufweiten und vermutlich auch unterschiedliche Grauwerte haben und deshalb selbst bei ähnlichen Formen nicht zur Mischung (schon gar nicht innerhalb eines Wortes) taugen, hast Du doch selbst festgestellt. Wenn Du jedoch der Meinung bist, dass sie so schön ähnlich sind, dass man sie mischen könnte, spräche ja wohl nichts dagegen, es gleich richtig zu machen und nur den Font zu verwenden, der alle benötigten Zeichen enthält, oder?

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iTob
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Beitrag von iTob »

Danke für deine Antwort trotz ästhetischer Bedenken, die ich im Übrigen auch hatte und die sich nach einem Versuch erhärtet haben, die Serifen der Times sind einfach feiner, als jene der Libertnine und das stört... im Anhang das Beispiel dazu.

Ich hab allerdings noch einen Times Klon, die die Doulos-SIL, die ebenfalls ein großes ß enthält, allerdings hab ich die nur als TTF. Ich werde mir (nach dem Abwasch :( ) mal deine Links anschauen...

Also: Ich bin nicht mehr der Meinung, dass man sie Mischen kann, es fällt doch zu sehr auf – zumindest mir (dem Prof vielleicht nich...) und ich würde auch komplett zur Libertine wechseln, müsste dann aber auf Mathesatz verzichten bzw. für Formeln weiterhin die Times verwenden und hätte an dieser Stelle eine Mischung, die nicht schön ist. Dieses Problem könnte ich vielleicht umgehen, wenn ich einen ganz anderen Font für Formeln verwende. Hättest du da einen Vorschlag?

bis später...
Dateianhänge
libertine2.pdf
Der letzte Absatz verwendet die Times mit eingebautem Libertine-ß
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