von Besserwisser » Mi 14. Dez 2011, 16:52
Ganz ehrlich: Ich kann sowohl den Schüler als auch Michael Niedermair absolut verstehen. Da setzt sich ein Schüler hin und lernt LaTeX. Das alleine ist schon beachtenswert!
Ich wollte meinem Sohn schon zweimal die Vorteile von LaTeX nahe bringen. Inzwischen bin ich schon froh, dass er bei Word nicht mehr auf die Knöpfe für fett die Schriftgrößenauswahl klickt, um eine Überschrift zu setzen. An der Schule wird schon korrektes Arbeiten mit Word nicht wirklich gefördert. Und schon wenn man mit einer odf-Datei kommt, bekommt man zu hören, man solle gefälligt eine doc-Datei (nicht mal OOXML können die!) liefern.
Nun quält sich der Schüler also durch LaTeX, womöglich muss er sich auch noch mit TeXnicCenter-Problemen herum ärgern. Von irgendwo her besorgt er sich Informationen, dass es Pakete wie libertine gibt. Sogar von Knuth hat er schon einmal etwas gehört. Also hat er wohl doch so einiges an Informationen über LaTeX zusammengetragen. Vermutlich wurde er dabei auch noch massenhaft mit Halbwahrheiten und Fehlinformationen gestraft. Dann schließlich hat er ein Dokument zusammen, mit dem er zufrieden ist. In letzter Minute will er noch eine Kleinigkeit ändern und da fliegt ihm alles um die Ohren, nur weil er auf einem anderen Rechner gearbeitet hat, der (in diesem Fall: leider) aktueller gehalten wird. Das ist aber genau das Gegenteil von dem Vorteil von LaTeX, der meist am schnellsten verstanden wird: Kein Explodieren in letzter Sekunde, wie man das bei Word schon so oft erlebt hat.
Natürlich hat der Schüler auf die Schnelle keine echte Lösung seines Problems mehr gefunden. Natürlich wäre es vermutlich besser gefahren, libertine in dem Fall einfach weg zu lassen, statt es durch times zu ersetzen. Natürlich hat der Schüler vermutlich schon am Anfang den Fehler gemacht, dass er die falschen Informationen an den falschen Stellen zusammengesucht hat. Aber ihm jetzt "Knut" statt "Knuth" auf's Brot zu schmieren und dass er den Unterschied zwischen TeX und LaTeX nicht verstanden hat ist der Sache sicher auch nicht dienlich. Nun müssen wir nicht um jeden Preis jeden LaTeX-Anwender halten. Aber einen Schüler derart abzukanzeln das muss auch nicht sein. Wie alt ist der denn eigentlich? Vielleicht ist es ein 25-jähriger Berufschüler, der für seine Dummheit selbst verantwortlich ist. Vielleicht ist er aber auch gerade erst 14 und verdient eine ganze Menge Hochachtung für sein Engagement und noch mehr Nachsicht für seine Enttäuschung.
Natürlich ist es nicht schön, wenn Michael Niedermair solche Frustäußerungen lesen muss. Auf der anderen Seite ist der Fall aber ein schönes Beispiel dafür, dass das Update von libertine nicht wirklich durchdacht war und eben der Anwender nicht überall die Wahl hat, ob er mit lualatex oder xelatex und neuem libertine-Paket oder mit pdflatex oder latex und altem libertine-Paket arbeiten will. Bei einer Aktion wie diesem Update war doch von vornherein klar, dass es nicht nur Jubelschreie geben wird. Kritik war hier eindeutig - wenn sicher auch unabsichtlich - provoziert.
Von einem Schüler zu verlangen, dass er mal eben in einer Freistunde ein altes libertine auftreiben und lokal installieren soll, ist auch etwas sehr weltfremd. Ich selbst bin kein Schüler, habe natürlich alle Rechte auf meinem eigenen Rechner und müsste trotzdem diverse Stunden investieren, um erst einmal zu wissen, was ich genau machen muss.
Und bis auf den letzten Satz finde ich den Beitrag von birkenauschule auch nicht so übertrieben, dass er irgendwie an der Ehre des Paketentwicklers kratzen würde. Klar, es ist Kritik. Aber Kritik muss doch noch erlaubt sein. Wenn ein Entwickler keine Kritik lesen will, dann muss er sich aus öffentlichen Foren heraus halten.
Nun, bloodworks, Du bist Modertaor und hast hier natürlich das Hausrecht, so dass Du unliebsame Kritik natürlich auch entfernen kannst und Dir verbitten kannst, dass man Dich kritisiert. Ob Dein Umgang mit einem Schüler allerdings eine für einen Moderator angemessene Reaktion ist? Ich finde Deinen Kommentar jedenfalls sehr oberlehrerhaft! Und der arme Schüler ist nun sicher nicht schuld daran, dass Michael Niedermair bedauerlicher Weise hingeworfen hat. Ihm das in die Schuhe schieben zu wollen, ist unfair. Nach dieser Reaktion vermute ich, der Ärmste wird LaTeX nie wieder auch nur in Erwägung ziehen. Dass er damit als Anwender verloren ist, mag nicht weiter schlimm sein. Aber die heutigen Schüler sind auch die Entwickler von morgen.
Nichts für ungut, aber das musste einmal gesagt werden.
Hans-Jörg
Ganz ehrlich: Ich kann sowohl den Schüler als auch Michael Niedermair absolut verstehen. Da setzt sich ein Schüler hin und lernt LaTeX. Das alleine ist schon beachtenswert!
Ich wollte meinem Sohn schon zweimal die Vorteile von LaTeX nahe bringen. Inzwischen bin ich schon froh, dass er bei Word nicht mehr auf die Knöpfe für fett die Schriftgrößenauswahl klickt, um eine Überschrift zu setzen. An der Schule wird schon korrektes Arbeiten mit Word nicht wirklich gefördert. Und schon wenn man mit einer odf-Datei kommt, bekommt man zu hören, man solle gefälligt eine doc-Datei (nicht mal OOXML können die!) liefern.
Nun quält sich der Schüler also durch LaTeX, womöglich muss er sich auch noch mit TeXnicCenter-Problemen herum ärgern. Von irgendwo her besorgt er sich Informationen, dass es Pakete wie libertine gibt. Sogar von Knuth hat er schon einmal etwas gehört. Also hat er wohl doch so einiges an Informationen über LaTeX zusammengetragen. Vermutlich wurde er dabei auch noch massenhaft mit Halbwahrheiten und Fehlinformationen gestraft. Dann schließlich hat er ein Dokument zusammen, mit dem er zufrieden ist. In letzter Minute will er noch eine Kleinigkeit ändern und da fliegt ihm alles um die Ohren, nur weil er auf einem anderen Rechner gearbeitet hat, der (in diesem Fall: leider) aktueller gehalten wird. Das ist aber genau das Gegenteil von dem Vorteil von LaTeX, der meist am schnellsten verstanden wird: Kein Explodieren in letzter Sekunde, wie man das bei Word schon so oft erlebt hat.
Natürlich hat der Schüler auf die Schnelle keine echte Lösung seines Problems mehr gefunden. Natürlich wäre es vermutlich besser gefahren, libertine in dem Fall einfach weg zu lassen, statt es durch times zu ersetzen. Natürlich hat der Schüler vermutlich schon am Anfang den Fehler gemacht, dass er die falschen Informationen an den falschen Stellen zusammengesucht hat. Aber ihm jetzt "Knut" statt "Knuth" auf's Brot zu schmieren und dass er den Unterschied zwischen TeX und LaTeX nicht verstanden hat ist der Sache sicher auch nicht dienlich. Nun müssen wir nicht um jeden Preis jeden LaTeX-Anwender halten. Aber einen Schüler derart abzukanzeln das muss auch nicht sein. Wie alt ist der denn eigentlich? Vielleicht ist es ein 25-jähriger Berufschüler, der für seine Dummheit selbst verantwortlich ist. Vielleicht ist er aber auch gerade erst 14 und verdient eine ganze Menge Hochachtung für sein Engagement und noch mehr Nachsicht für seine Enttäuschung.
Natürlich ist es nicht schön, wenn Michael Niedermair solche Frustäußerungen lesen muss. Auf der anderen Seite ist der Fall aber ein schönes Beispiel dafür, dass das Update von libertine nicht wirklich durchdacht war und eben der Anwender nicht überall die Wahl hat, ob er mit lualatex oder xelatex und neuem libertine-Paket oder mit pdflatex oder latex und altem libertine-Paket arbeiten will. Bei einer Aktion wie diesem Update war doch von vornherein klar, dass es nicht nur Jubelschreie geben wird. Kritik war hier eindeutig - wenn sicher auch unabsichtlich - provoziert.
Von einem Schüler zu verlangen, dass er mal eben in einer Freistunde ein altes libertine auftreiben und lokal installieren soll, ist auch etwas sehr weltfremd. Ich selbst bin kein Schüler, habe natürlich alle Rechte auf meinem eigenen Rechner und müsste trotzdem diverse Stunden investieren, um erst einmal zu wissen, was ich genau machen muss.
Und bis auf den letzten Satz finde ich den Beitrag von birkenauschule auch nicht so übertrieben, dass er irgendwie an der Ehre des Paketentwicklers kratzen würde. Klar, es ist Kritik. Aber Kritik muss doch noch erlaubt sein. Wenn ein Entwickler keine Kritik lesen will, dann muss er sich aus öffentlichen Foren heraus halten.
Nun, bloodworks, Du bist Modertaor und hast hier natürlich das Hausrecht, so dass Du unliebsame Kritik natürlich auch entfernen kannst und Dir verbitten kannst, dass man Dich kritisiert. Ob Dein Umgang mit einem Schüler allerdings eine für einen Moderator angemessene Reaktion ist? Ich finde Deinen Kommentar jedenfalls sehr oberlehrerhaft! Und der arme Schüler ist nun sicher nicht schuld daran, dass Michael Niedermair bedauerlicher Weise hingeworfen hat. Ihm das in die Schuhe schieben zu wollen, ist unfair. Nach dieser Reaktion vermute ich, der Ärmste wird LaTeX nie wieder auch nur in Erwägung ziehen. Dass er damit als Anwender verloren ist, mag nicht weiter schlimm sein. Aber die heutigen Schüler sind auch die Entwickler von morgen.
Nichts für ungut, aber das musste einmal gesagt werden.
Hans-Jörg