von Gast » Mo 21. Jan 2019, 12:34
Da Johannes es angesprochen hat, erlaube ich mir jetzt doch noch eine Bemerkung zu BibTeX.
BibTeX wurde Mitte/Ende der 1980er Jahre entwickelt und veröffentlicht. Bis 2010 war 0.99c von Februar 1988 die neuste Version. 2010 hat man dann kleine Änderungen vorgenommen, um zu verhindern, dass URLs unglücklich umgebrochen werden. Es wurde angekündigt, dass andere bekannte kleine Bugs in zukünftigen Versionen behoben werden sollten, das ist aber meines Wissens bis heute nicht geschehen. Das letzte Update hat nur die Lizenz deutlich gemacht.
BibTeX ist also ein gutes Stück älter als neun Jahre. Die TeX-Distributionen sorgen auch dafür, dass BibTeX weiterhin kompiliert und verteilt werden kann. Ob allerdings Bugs, die die Funktionalität von BibTeX betreffen, behoben werden, ist fraglich. BibTeX Man siehe auch
https://listserv.uni-heidelberg.de/cgi- ... F=&S=&P=70
Dazu muss man aber sagen, dass das Konzept "Bibliographien mit BibTeX" nicht nur auf dem Programm BibTeX basiert, sondern auch auf den .bst-Dateien. Diese .bst-Dateien sind ein einer rechts speziellen Programmiersprache geschrieben, die von BibTeX (dem Programm) interpretiert wird. Daraus wird dann die für LaTeX nutzbare Bibliographie erzeugt.
Während BibTeX (the program) wie oben erwähnt im Grunde seit Jahren stabil ist, gibt es durchaus Entwicklungen bei den .bst-Dateien. Auch dort sind viele recht alt, aber es gibt eben auch neue, die die Anforderungen moderner Bibliographien (z.B. Internetquellen: in den Achtzigern sah das Internet noch anders aus) gerecht werden. Die .bst-Dateien werden von einer Vielzahl an Personen verwaltet und es ist nicht korrekt zu sagen, dass allgemein keine Bugs mehr behoben würden.
BibTeX wird noch aktiv genutzt, teilweise wird noch aktiv für BibTeX entwickelt und es gibt noch immer viele Verlage, die verlangen (oder zumindest empfehlen), dass Manuskripte für Zeitschriftenaufsätze mit BibTeX produzierte Literaturverzeichnisse beinhalten (mir ist kein Verlag bekannt, der biblatex forderte).
biblatex ist eine im Vergleich zu BibTeX noch recht junge komplette Neuimplementierung von Zitaten und Literaturverzeichnissen in LaTeX. Während BibTeX mit den LaTeX-Bordmitteln, die durch weitere Pakete wie natbib aufgemotzt werden können, kooperiert, macht biblatex alles neu. Zu biblatex gehört heutzutage eigentlich fast immer auch die Nutzung von Biber. Die beiden werden noch immer aktiv weiterentwickelt.
Diese aktive Entwicklung hat natürlich den Vorteil, dass Fehler behoben werden, wenn sie gefunden und gemeldet werden und auch, dass neue Features eingebaut werden können, wenn es den Bedarf gibt. Der Nachteil ist natürlich, dass die Stabilität unter Umständen leidet. Wer neue Features nutzt, der muss darauf achten, dass das betreffende Dokument nur mit hinreichend aktuellen Versionen von biblatex genutzt wird. Manchmal kommt es auch vor, dass das für den Nutzer sichtbare Interface geändert wird, das kann dann zu Problemen führen (der Klassiker ist
https://tex.stackexchange.com/q/299036/35864 als das Namensformat umgestellt wurde), häufig sollte das nicht vorkommen, aber es kann sein, dass es für nötig erachtet wird, um das Projekt voranzutreiben. Besonders die Interna von biblatex sind aber teilweise recht deutlich im Fluss. Für die Endnutzerin ist das normalerweise kein Problem, kann aber zu kleinen Unannehmlichkeiten führen, wenn ein Update gemacht wurde und alte Hilfsdateien verbleiben oder wenn dieselbe Datei mit Hilfsdateien (ohne Hilfsdateien wäre es kein so großes Problem) auf unterschiedlichen Installationen genutzt werden soll.
Meiner Meinung nach (und ich glaube nicht, dass ich damit komplett allein auf weiter Flur stehe) ist biblatex etwas komfortabler anzupassen als BibTeX und bietet auch einige Features, die BibTeX nicht oder nur schwer bieten kann (echte Unicode-Unterstützung, Sourcemaps, Zugriff auf alle bibliographischen Daten überall im Dokument, ...). Daher wird von einigen Experten zu biblatex geraten, wenn man die Wahl hat zwischen BibTeX und biblatex und absehbar ist, dass Anpassungen vorgenommen werden müssen.
BibTeX ist immer noch eine gute Wahl, wenn es einen passenden Stil gibt, der die vorgeschriebenen Anforderungen implementiert (das ist häufig bei Verlagen mit ihren eigenen Stilen der Fall), oder wenn man mit der Ausgabe der .bst-Stile absolut zufrieden ist, keine Änderungen vornehmen möchte und nicht erwartet, die erweiterten Features von biblatex zu brauchen (für die durchschnittliche englische Publikationen in einem MINT-Fach reicht BibTeX häufig völlig aus). Sobald man aber die Vorgaben von Prof. XYZ vom Institut für ABC an der Universität QRS selbst implementieren muss, weil es dafür noch keinen fertigen Stil gibt, oder man eine gewisse Flexibilität und Anpassbarkeit für Zitate und Literaturverzeichnis wünscht, wird biblatex schnell recht attraktiv. Das geht für mich so weit, dass ich jedem, der nicht durch externe Vorgaben an einen festen .bst-Stil und damit an BibTeX gebunden ist, zur Nutzung von biblatex raten würde. Das heißt aber nicht, dass ich BibTeX verteufele und per se davon Abrate es zu nutzen. Wenn es aber eine reelle Auswahlmöglichkeit zwischen BibTeX und biblatex gibt, würde ich eben zu biblatex tendieren.
Da besonders in diesem Forum hier Fragen zu Literaturverzeichnissen häufig Abschluss- oder andere Uniarbeiten betreffen, bei denen es zwar mehre oder weniger klare (oder zumindest strenge) Vorgaben (oder zumindest Vorstellungen) gibt, aber selten ein .bst-Stil mitgeliefert wird oder externe Zwänge bestehen, BibTeX zu nutzen, fällt hier die Wahl sehr häufig auf biblatex. Wenn es mehr Beiträge zum Thema: "Ich möchte mein Paper bei Elsevier einreichen, wie bekomme ich die Bibliographie richtig hin" gäbe, dann wäre das Verhältnis von "nimm biblatex" zu "nimm BibTeX" vielleicht etwas ausgeglichener. Allein schon die Frage "wie bekomme ich mein Paper aufs arXiv hochgeladen" ist für BibTeX-Nutzer wesentlich weniger leidvoll als für biblatex-Nutzer
https://github.com/plk/biblatex/wiki/bi ... -the-arXiv
Da Johannes es angesprochen hat, erlaube ich mir jetzt doch noch eine Bemerkung zu BibTeX.
BibTeX wurde Mitte/Ende der 1980er Jahre entwickelt und veröffentlicht. Bis 2010 war 0.99c von Februar 1988 die neuste Version. 2010 hat man dann kleine Änderungen vorgenommen, um zu verhindern, dass URLs unglücklich umgebrochen werden. Es wurde angekündigt, dass andere bekannte kleine Bugs in zukünftigen Versionen behoben werden sollten, das ist aber meines Wissens bis heute nicht geschehen. Das letzte Update hat nur die Lizenz deutlich gemacht.
BibTeX ist also ein gutes Stück älter als neun Jahre. Die TeX-Distributionen sorgen auch dafür, dass BibTeX weiterhin kompiliert und verteilt werden kann. Ob allerdings Bugs, die die Funktionalität von BibTeX betreffen, behoben werden, ist fraglich. BibTeX Man siehe auch https://listserv.uni-heidelberg.de/cgi-bin/wa?A2=ind1805&L=LATEX-L&F=&S=&P=70
Dazu muss man aber sagen, dass das Konzept "Bibliographien mit BibTeX" nicht nur auf dem Programm BibTeX basiert, sondern auch auf den [tt].bst[/tt]-Dateien. Diese [tt].bst[/tt]-Dateien sind ein einer rechts speziellen Programmiersprache geschrieben, die von BibTeX (dem Programm) interpretiert wird. Daraus wird dann die für LaTeX nutzbare Bibliographie erzeugt.
Während BibTeX (the program) wie oben erwähnt im Grunde seit Jahren stabil ist, gibt es durchaus Entwicklungen bei den [tt].bst[/tt]-Dateien. Auch dort sind viele recht alt, aber es gibt eben auch neue, die die Anforderungen moderner Bibliographien (z.B. Internetquellen: in den Achtzigern sah das Internet noch anders aus) gerecht werden. Die [tt].bst[/tt]-Dateien werden von einer Vielzahl an Personen verwaltet und es ist nicht korrekt zu sagen, dass allgemein keine Bugs mehr behoben würden.
BibTeX wird noch aktiv genutzt, teilweise wird noch aktiv für BibTeX entwickelt und es gibt noch immer viele Verlage, die verlangen (oder zumindest empfehlen), dass Manuskripte für Zeitschriftenaufsätze mit BibTeX produzierte Literaturverzeichnisse beinhalten (mir ist kein Verlag bekannt, der [tt]biblatex[/tt] forderte).
[tt]biblatex[/tt] ist eine im Vergleich zu BibTeX noch recht junge komplette Neuimplementierung von Zitaten und Literaturverzeichnissen in LaTeX. Während BibTeX mit den LaTeX-Bordmitteln, die durch weitere Pakete wie [tt]natbib[/tt] aufgemotzt werden können, kooperiert, macht [tt]biblatex[/tt] alles neu. Zu [tt]biblatex[/tt] gehört heutzutage eigentlich fast immer auch die Nutzung von Biber. Die beiden werden noch immer aktiv weiterentwickelt.
Diese aktive Entwicklung hat natürlich den Vorteil, dass Fehler behoben werden, wenn sie gefunden und gemeldet werden und auch, dass neue Features eingebaut werden können, wenn es den Bedarf gibt. Der Nachteil ist natürlich, dass die Stabilität unter Umständen leidet. Wer neue Features nutzt, der muss darauf achten, dass das betreffende Dokument nur mit hinreichend aktuellen Versionen von [tt]biblatex[/tt] genutzt wird. Manchmal kommt es auch vor, dass das für den Nutzer sichtbare Interface geändert wird, das kann dann zu Problemen führen (der Klassiker ist https://tex.stackexchange.com/q/299036/35864 als das Namensformat umgestellt wurde), häufig sollte das nicht vorkommen, aber es kann sein, dass es für nötig erachtet wird, um das Projekt voranzutreiben. Besonders die Interna von [tt]biblatex[/tt] sind aber teilweise recht deutlich im Fluss. Für die Endnutzerin ist das normalerweise kein Problem, kann aber zu kleinen Unannehmlichkeiten führen, wenn ein Update gemacht wurde und alte Hilfsdateien verbleiben oder wenn dieselbe Datei mit Hilfsdateien (ohne Hilfsdateien wäre es kein so großes Problem) auf unterschiedlichen Installationen genutzt werden soll.
Meiner Meinung nach (und ich glaube nicht, dass ich damit komplett allein auf weiter Flur stehe) ist [tt]biblatex[/tt] etwas komfortabler anzupassen als BibTeX und bietet auch einige Features, die BibTeX nicht oder nur schwer bieten kann (echte Unicode-Unterstützung, Sourcemaps, Zugriff auf alle bibliographischen Daten überall im Dokument, ...). Daher wird von einigen Experten zu [tt]biblatex[/tt] geraten, wenn man die Wahl hat zwischen BibTeX und [tt]biblatex[/tt] und absehbar ist, dass Anpassungen vorgenommen werden müssen.
BibTeX ist immer noch eine gute Wahl, wenn es einen passenden Stil gibt, der die vorgeschriebenen Anforderungen implementiert (das ist häufig bei Verlagen mit ihren eigenen Stilen der Fall), oder wenn man mit der Ausgabe der [tt].bst[/tt]-Stile absolut zufrieden ist, keine Änderungen vornehmen möchte und nicht erwartet, die erweiterten Features von [tt]biblatex[/tt] zu brauchen (für die durchschnittliche englische Publikationen in einem MINT-Fach reicht BibTeX häufig völlig aus). Sobald man aber die Vorgaben von Prof. XYZ vom Institut für ABC an der Universität QRS selbst implementieren muss, weil es dafür noch keinen fertigen Stil gibt, oder man eine gewisse Flexibilität und Anpassbarkeit für Zitate und Literaturverzeichnis wünscht, wird [tt]biblatex[/tt] schnell recht attraktiv. Das geht für mich so weit, dass ich jedem, der nicht durch externe Vorgaben an einen festen [tt].bst[/tt]-Stil und damit an BibTeX gebunden ist, zur Nutzung von [tt]biblatex[/tt] raten würde. Das heißt aber nicht, dass ich BibTeX verteufele und per se davon Abrate es zu nutzen. Wenn es aber eine reelle Auswahlmöglichkeit zwischen BibTeX und [tt]biblatex[/tt] gibt, würde ich eben zu [tt]biblatex[/tt] tendieren.
Da besonders in diesem Forum hier Fragen zu Literaturverzeichnissen häufig Abschluss- oder andere Uniarbeiten betreffen, bei denen es zwar mehre oder weniger klare (oder zumindest strenge) Vorgaben (oder zumindest Vorstellungen) gibt, aber selten ein [tt].bst[/tt]-Stil mitgeliefert wird oder externe Zwänge bestehen, BibTeX zu nutzen, fällt hier die Wahl sehr häufig auf [tt]biblatex[/tt]. Wenn es mehr Beiträge zum Thema: "Ich möchte mein Paper bei Elsevier einreichen, wie bekomme ich die Bibliographie richtig hin" gäbe, dann wäre das Verhältnis von "nimm [tt]biblatex[/tt]" zu "nimm BibTeX" vielleicht etwas ausgeglichener. Allein schon die Frage "wie bekomme ich mein Paper aufs arXiv hochgeladen" ist für BibTeX-Nutzer wesentlich weniger leidvoll als für [tt]biblatex[/tt]-Nutzer https://github.com/plk/biblatex/wiki/biblatex-and-the-arXiv