Unterschiedliche Schriften laufen unterschiedlich breit und führen damit zu unterschiedlichem Absatzumbruch. Man kann allerdings nicht grundsätzlich sagen, dass eine weit laufende Schrift zu einem schwierigeren Umbruch führt. Tendenziell bedeuten aber weniger Zeichen pro Zeile, dass der Umbruch schwieriger wird.
Zu Deinem Problem. Ich hoffe, Du hast die richtige Sprache eingestellt. Einen deutschen Text sollte man also unbedingt beispielsweise mit
\usepackage[ngerman]{babel}
setzt, damit TeX eine Chance hat die richtigen und möglichst viele Trennstellen zu finden.
Falls Du viele Komposita mit Bindestrich hast, kann es sinnvoll sein, entgegen stilistischer und typografischer Empfehlungen nicht nur am Bindestrich, sondern auch innerhalb der Teile eine Trennung zu erlauben. Bei Verwendung von german, ngerman oder babel mit einer der angegebenen Spracheinstellungen geht das per shortcut:
würde beispielsweise auch die Trennung »Bratwurst-Grillge- stränge« erlauben. Das ist nicht schön. Eine minimale Textänderung wäre in der Regel besser. Im konkreten Fall ginge auch:
Bratwurst-Grill""gestänge
Dadurch wäre eine Trennung »Bratwurst-Grill- gestänge« erlaubt (aber AFAIK auch obige unschöne, die man dann aber wieder durch \mbox{gestänge} verhindern kann).
Für komplexe, künstliche Wortgebilde kann es auch sinnvoll sein, alle Trennstellen manuell entweder per \hyphenation-Anweisung oder mit \- oder "- anzugeben.
Ich will bei dieser Gelegenheit auch daran erinnern, dass TeX keinen Zeilen- sondern einen Absatzumbruch macht. Das bedeutet, dass der Umbruch des gesamten Absatzes nach verschiedenen Kriterien beurteilt wird. Eine minimale Änderung in Zeile 100 eines Absatzes kann im Extremfall dazu führen, dass der komplette Absatz (auch die 99 Zeilen davor) anders umbrochen werden.
Damit sind wir bei den Parametern. Einer dieser Parameter ist, wieviel Leerraum zwischen den Wörtern eingefügt werden darf. Man sollte hier nicht zu großzügig sein, weil sonst der berüchtigte Lochsatz entsteht (beispielsweise häufig, wenn man einen Absatz in der sloppypar-Umgebung setzt). Für die deutsche Sprache mit ihren langen untrennbaren Sequenzen ist oftmals ein Notfallleerraum eine sinnvolle Lösung. Mit
\setlength{\emergencystretch}{1em}
kann man beispielsweise einstellen, dass notfalls bis zu einem Geviert zusätzlicher Abstand eingebaut werden darf, wenn alle vorherigen Umbruchversuche gescheitert sind. TeX führt dann einen weiteren Lauf im Absatzumbruch durch. Das ist ein großer Unterschied zu dem, was bei sloppypar geschieht (dort gibt sich TeX einfach bereits mit einem schlechteren Umbruch im zweiten Lauf zufrieden). Kurz gesagt macht TeX dann bis zu drei Läufe:
- Umbruchversuch ohne Trennung
- Umbruchversuch mit Trennung
- Umbruchversuch mit Trennung und \emergencystretch
Übrigens: Ich arbeite gerade an einem Buch mit 560, bei dem ich im ersten Durchlauf durchschnittlich mehr als eine overfull \hbox im ersten Durchlauf hatte. Alle overfull-\hbox-Meldungen, bei denen man die Überfüllung nicht oder nur mit Mühe erkennen kann, habe ich ignoriert. Alle anderen wurden durch Textänderung entfernt. Dabei enthalten manche Absätze gleich mehrere Elemente im Bereich einer viertel Zeilenlänge, die nicht getrennt werden dürfen. Das macht Spaß! Ganz besonders lustig wird es, wenn dann jemand in so einem Absatz einen Tippfehler entdeckt und dessen Beseitigung wieder zu Umbruchproblemen führt. Trotzdem: sloppypar oder gar \sloppy (siehe l2tabu) war zur Lösung der Umbruchprobleme nicht erforderlich.