LaTeX font shapes undefined bei Verwendung von charter

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LaTeX font shapes undefined bei Verwendung von charter

Beitrag von LaTeX »

Hallo zusammen,
ich bekomme die Fehlermeldung:
LaTeX Font Warning: Font shape `OT1/cmss/b/n' undefined
(Font)              using `OT1/cmss/m/n' instead on input line 14.
LaTeX Font Warning: Some font shapes were not available, defaults substituted.
bei folgendem Code:
\documentclass[a5paper,fontsize=10pt,pdftex,headinclude,paper=A5,DIV=calc]{scrbook}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage{charter}

\usepackage{scrpage2}
\KOMAoptions{BCOR=15.25mm}
\recalctypearea

\begin{document}
\chapter{Kapitel}
Mein Minimalbeispiel muss ein Kapitel beinhalten damit die Warnung auftritt.

\end{document}

Ich verstehe auch ungefähr was sie besagt. Aber ich weiß nicht was ich dagegen tun kann. Ausserdem ist es nur eine Warning und die Auswirkungen des undefined mir nicht klar.

Die Präambel habe ich unverändert gelassen, da sie zum einen eh sehr klein ist und zum anderen vielleicht Dinge enthält die für die Lösung wichtig sein könnten ohne den Fehler zu beeinflussen.

Hoffe mir kann geholfen werden.

Grüße
Matthias

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Edit

Beitrag von LaTeX »

Übrigens verwende ich MikTeX 2.7 mit aktuellem KOMA-Scriptrelease. Mit lmodern tritt dieser Fehler zudem nicht auf. Aber ich habe mal gelesen, dass gerade für Bücher charter sehr gut sein soll. Lasse mich aber gerne eines besseren belehren.

Gruß
Matthias

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Beitrag von KOMA »

Die Font-Warnung (eine Fehlermeldung sieht anders aus) müsst eigentlich
LaTeX Font Warning: Font shape `T1/cmss/b/n' undefined
(Font)              using `T1/cmss/m/n' instead on input line 12.
lauten. Wenn das bei Dir nicht der Fall ist, wird aus unterfindlichen Gründen kein T1 verwendet. Das ist dann ein Fehler, dem Du nachgehen solltest!

Ich beziehe mich im weiteren auf die von mir angegebene Warnung:

Das Problem ist, dass im Paket charter \bfdefault auf »b« umdefiniert wird. Normalerweise ist \bfdefault »bx«. Die Kapitelüberschrift wird in der Voreinstellung von KOMA-Script mit \sffamily\bfseries gesetzt, was bei T1-Encoding normalerweise zum Laden der Schrift T1/cmss/bx/n führt. Wegen des geänderten \bfdefault wird bei Verwendung von chapter nun T1/cmss/b/n angefordert. In t1cmss.fd ist diese Schrift nicht definiert und auch nicht T1/cmss/bx/n als Ersatz angegeben. Also wird der Default-Ersatz T1/cmss/m/n verwendet.

Du hast nun verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kannst Du statt von EC von LM ausgehen, weil LM eine passende Definition in t1lmss.fd hat, also
\usepackage{lmodern}
unmittelbar nach dem Laden von fontenc und vor dem Laden von charter einfügen.

Du kannst eine serifenlose verwenden, die zu Charter als Schrift passt und ggf. auch eine b-Serie hat.

Du kannst KOMA-Script sagen, dass es die statt der b-Serie, die bx-Serie in Überschriften verwenden soll:
\setkomafont{disposition}{\normalcolor\fontseries{bx}\sffamily}
Du kannst KOMA-Script sagen, dass es für die Überschriften ebenfalls Charter nehmen soll, beispielsweise:
\setkomafont{disposition}{\normalcolor\bfseries}
Du kannst die Font-Warnung ignorieren und mit dem Ergebnis leben, das Du bekommst.

Charter ist übrigens nicht generell für Bücher besser. LM ist eine Schrift, die für hohe Auflösungen konzipiert wurde. Sie ist damit für gedruckte Bücher eigentlich sehr gut geeignet. Darüber hinaus hat sie den Vorteil, eine ganze Schriftfamilie bereit zu stellen. Man hat also automatische einen zusammen passenden Satz von \rmdefault, \sfdefault und \ttdefault jeweils mit unterschiedlichen Schnitten (Schriftattributen). LM ist außerdem für viele Sprachen sehr gut ausgebaut.

Charter ist dagegen so konzipiert, dass sie auch mit geringer Auflösung oder schlechtem Papier noch lesbar bleibt. Frei verfügbar sind nur wenige Schnitte in der \rmfamily. Eine passende \sffamily und ggf. \ttfamily muss man selbst suchen.

Die beiden Schriften haben auch einen unterschiedlichen Charakter. Näheres zur Wahl einer guten Schrift ist der einschlägigen, typografischen Literatur zu entnehmen. Preiswert und teilweise in Antiquariaten sind beispielsweise die Büchlein »Wegweise Schrift« und »Schriften erkennen« (u. a. von Hans Peter Willberg) zu bekommen.

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Beitrag von LaTeX »

Uiii also die Antwort muss ich erstmal verdauen. Das ist doch recht komplex. Aber dafür ist sie sehr ausführlich. Großen Dank vor allem für die Beispielzeilen wie man die einzelnen Dinge ändert bzw. beeinflusst.

Das Thema ist damit beantwortet. Ich möchte aber nochmal auf die Schriften zurückkommen. Nachdem ich gestern geschrieben habe, dass ich mal irgendwo was von charter sei besser gelesen hatte, habe ich mich nochmal auf die Suche gemacht. Dabei habe ich festgestellt, dass du zum Beispiel Frutiger bzw Palatino persönlich bevorzugen würdest. Nachdem Hinweis mit dem Kleingeld habe ich mal danach gegoogelt.

Bin bei Linotype fündig geworden. Nunja die ersten Preise von 30€ waren ja noch in Ordnung. Aber dann >1.000€ wie bitte rechtfertigt sich ein solcher Preis??

Ungeachtet dessen frage ich mich noch folgendes:
1. Kann ich die Schriften bei linotype gekauft, einfach in meinem MikTeX Paket verwenden?

2. In den Paketen scheint immer nur eine spezielle Art verkauft zu werden. Das heißt für kursiv, fett und dann das ganze nochmal als serifenlos muss ich extra bezahlen? Ich bin mir fast sicher, dass dem so ist aber mein Verstand will es nicht aktzeptieren.

Irgendwie finde ich es schwer eine gute Schrift auszusuchen. Ich glaube ich werde mir doch mal ein Buch dazu kaufen.

Gruß
Matthias

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Beitrag von KOMA »

Um Schriften mit LaTeX/pdfLaTeX verwenden zu können, benötigt man eine Fonteinbindung. Eine solche gibt es für viele kommerzielle Schriften aber nicht für alle. Siehe auch den zweiten Link in meiner Signatur (dort unter "Paketübersichten").

Hingegen benötigt man keine Fonteinbindung, wenn man XeLaTeX oder luaLaTeX verwendet. Dort muss man nur wissen, wie man Systemfonts verwendet.

Es gibt unterschiedlich teure kommerzielle Schriften und diese dann auch noch in unterschiedlichen Paketen. Die echten Profifonts mit vielen unterschiedlichen Schnitten kosten bis zu mehreren k€. Meist benötigt man aber nur einige wenige Schnitte tatsächlich. Dann muss man schauen, welche das sind und ob sie einzeln oder im Paket billiger sind. Oftmals sind auch mehrere Lizenzen in einem Paket enthalten.

Dass gute Fonts teuer sind, leuchtet schnell ein, wenn man mal überlegt, wieviele Leute - darunter hochqualifizierte Experten - wie lange brauchen, um einen gut ausgestatteten Zeichensatz zu bauen. Es gibt aber von vielen Fonts auch sehr brauchbare Nachbauten (ob diese Nachbauten am hohen Preis der Originale mit schuld sind, ist strittig). So gibt es beispielsweise von den Basisschnitten der Palatino freie Versionen - nicht jedoch von der Palatino Sans. Von der Frutiger gibt es einen Nachbau, der bei Coral-Draw dabei war/ist. Um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Nun sollte man eine Schrift nicht nur danach aussuchen, was einem persönlich gefällt. Eine Frage ist auch, an wen sich ein Dokument richtet. Bei der KOMA-Script-Anleitung habe ich die Charter beispielsweise deshalb gewählt, weil ich anfangs nicht wusste, in welcher Qualität gedruckt wird, ich also eine Schrift haben wollte, die bei guten Druck sehr sauber und bei weniger gutem Druck noch immer sehr brauchbar wirkt. Außerdem arbeite ich gerne mit Anleitungen, die aufgeschlagen in meinem Chaos auf dem Schreibtisch liegen, während meine Hauptaufmerksamkeit de Monitor und der Tastatur gilt. Also sollte die Schrift auch bei schlechtem Licht (ich muss zum Einschalten des Lichts vom Schreibtisch aufstehen), suboptimaler Leseentfernung und schlechtem Winkel noch zu erkennen sein. Ein Fachbuch, dem man seine volle Konzentration widmet, wäre beispielsweise etwas ganz anderes. Ein Brief ist wieder etwas anderes.

Bei der Wahl der richtigen Schrift für die CI einer Firma machen übrigens meiner Meinung nach viele Designer den Fehler, dass sie nicht vorab feststellen, wie vielfältig die Schrift sein muss. Am Ende kommt dann oft eine Serifenlose heraus, weil sie angeblich schick aussieht. Damit werden dann Briefe geschrieben. Es werden Schilder angefertigt. Es werden Flyer erstellt. Es wird der 1000-seitige-Rechenschaftsbericht erstellt. Während eine gute Serifenlose wie die Frutiger für Briefe (mit wenigen Seiten und ordentlichem Layout!), Schilder und Flyer durchaus verwendbar ist, fällt man beim Rechenschaftbericht damit auf die Nase. Dort wird das ohnehin schon ermüdende Lesen des trockenen Stoffs dann zur Qual.

Wie bin ich nochmal auf dieses Thema gekommen? Keine Ahnung. Jedenfalls ist es keine schlechte Idee, sich ein wenig mit Fonts zu beschäftigen. Nachteil ist, dass man dann so schnell nicht wieder Times mit Arial landet, sondern rasch viel Zeit auf die Nebensächllichkeit der Schriftwahl verschwendet.

BTW: Ich bin auf dem Gebiet alles andere als ein Experte! Ich gehöre insbesondere nicht zu den Leuten, denen man eine Schrift nennt und die dann aus dem Ärmel ein paar Dutzend passende Schriften schütteln.

LaTeX

Beitrag von LaTeX »

Hallo KOMA,
na du nimmst dir ja echt Zeit zum Antworten. Bin viel in Foren unterwegs aber deine Antworten sind echt mal seitenfüllend.

Vielen vielen Dank für die Antwort. Das Thema ist hiermit für mich mehr als gelöst. Habe viele Anregungen und Themen zum Nachdenken bekommen. Ich denke ich werde einfach mal erst charter nehmen und dann zum Schluss falls es wirklich in Druck gehen soll mich um die Schrift kümmern. Sicherlich gibts noch einige andere Dinge wie zum Beispiel den Inhalt des Buches die auch nicht unwichtig sind 8) .

MfG
Matthias

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Beitrag von LaTeX »

Status angepasst.

Hmm bei der Erstellung eines BEitrages gehts als Gast. Aber net im Forum so.

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