Wichtige Hinweise: Erstellung von Literaturverzeichnissen

Erstellung eines Literaturverzeichnisses mit BibTeX, Biber, BibLaTeX und Co.


Benutzeravatar
Johannes_B
Moderator
Moderator
Beiträge: 5079
Registriert: Do 1. Nov 2012, 14:55
Kontaktdaten:

Wichtige Hinweise: Erstellung von Literaturverzeichnissen

Beitrag von Johannes_B »

Literaturverzeichnisse mit LaTeX

Für die Erstellung eines Literaturverzeichnisses mit LaTeX ist das
moderne Paket biblatex in Verbindung mit dem
Bibliographieprozessor biber sehr empfehlenswert. Pakete wie
natbib oder cite in Verbindung mit BibTeX gelten mittlerweile als veraltet.



Biblatex und biber sind ein großartiges Team. Biblatex selbst bietet eine Auswahl
vordefinierter Stile, diese können leicht geändert werden. Die biblatex-Support-Seite
auf CTAN liefert zusätzlich eine Vielzahl bereitgestellter Stile. Für erfahrene LaTeX-Kenner
und Benutzer der grafischen Schnittfläche LyX gibt es auch gute Nachrichten,
denn LyX und biblatex vertragen sich.

Erste Schritte mit biblatex

Grundlage ist eine Datenbank mit allen Informationen. Dies ist eine (Text-)Datei mit der
Endung bib. Das plattformunabhängige JabRef eignet sich gut für
die Verwaltung dieser Datenbank. Auch citavi kann eine bib-Datei exportieren.
Letztlich ist diese bib-Datei aber mit jedem simplen Texteditor veränderbar.

Jeder Eintrag besteht aus einem Key mit welchem die Referenz angesprochen wird.
Dieser sollte möglichst nur aus Buchstaben des lateinischen Basisalphabets
bestehen. Alle anderen Informationen werden in Form von
Schlüssel-Wert-Paaren angegeben. Im folgenden Codeblock kann man sehen,
wie Autoren (bzw. Übersetzer) getrennt werden; durch das
kleine Wörtchen and. Kommas hingegen trennen Namensteile ab.

Oftmals kann man sich Schreibarbeit ersparen, denn Anbieter elektronischer Medien
stellen meist einen BibTeX-Eintrag zur Verfügung (ob das allerdings alles
stimmt ist eine andere Frage).

%MeineLiteratur.bib
@book{aristotle:physics,
  author       = {Aristotle},
  title        = {Physics},
  date         = 1929,
  translator   = {Wicksteed, P. H. and Cornford, F. M.},
  publisher    = {G. P. Putnam},
  shorttitle   = {Physics},
}

@book{wilde,
  author       = {Wilde, Oscar},
  title        = {The Importance of Being Earnest: A Trivial
Comedy for Serious People},
  year         = 1899,
  series       = {English and American drama of the Nineteenth
Century},
  publisher    = {Leonard Smithers and Company},
}
Wir laden das Paket biblatex und geben Auskunft über die
bib-Datei. Ein Eintrag wird mit dem Befehl cite zitiert, Argument ist
der bib-Key (auch eine durch Kommata getrennte Liste von Bib-Keys ist möglich).
\documentclass{article}
\usepackage{biblatex}
\addbibresource{MeineLiteratur.bib}
\begin{document}

\parencite{aristotle:physics}
\cite{wilde}
\printbibliography
\end{document} 


Nach dem ersten Lauf von LaTeX erscheint in der .log-Datei (Was sind Hilfsdateien?) folgendes:
Package biblatex Warning: Please (re)run Biber on the file:
(biblatex)                Minimalbeispiel 
(biblatex)                and rerun LaTeX afterwards. 
Biblatex verwendet für die Sortierung der Referenzen das moderne Hilfsprogramm biber. Dieses wird
parallel zu biblatex entwickelt, deshalb sollten beide auf dem neuesten Stand sein.
Dies geht ganz leicht mit dem Paketmanager der jeweiligen Distribution (tlmgr oder MikTeX Package manager). Biber ist als Hilfsprogramm von LaTeX unabhängig und muss extra aufgerufen werden; es ist in TeX Live sowie MikTeX* enthalten. Genaue Informationen finden sich unter »Wie rufe ich biber in meinem Editor auf?«.


Möchte man in einer Eingabeaufforderung/Terminal arbeiten, so lautet der Befehl
biber hauptdokumentNameOhneDateiendung.
Biber sortiert nun und schreibt anschließend einige Dateien. Das sind zum einen
eine Protokolldatei (blg), welche für eine eventuelle Fehlersuche wichtig ist
Wie überprüfe ich, ob biber aufgerufen wurde?«) und die Datei, welche beim
erneuten Aufruf von latex verarbeitet wird um die tatsächliche Bibliographie und alle Referenzen zu setzen.

Aus dem letzten Satz können wir schlussfolgern, dass wir LaTeX erneut aufrufen müssen. Ergebnis
unserer Mühen ist eine numerische Zitation (Zahl in eckigen Klammern) und ein sauberes Literaturverzeichnis.

Natürlich können wir auch andere Stile vorgeben, beispielsweise authoryear. Biblatex bietet einige
vordefinierte Stile, viele weitere werden durch Zusatzpakete zur Verfügung gestellt.


Troubleshooting

Läuft biber zum ersten mal, erhält man eventuell eine Meldung wie:
[150] Utils.pm:167> WARN - Warning: Found biblatex control file version 2.5, expected version 2.3 
Das bedeutet schlicht, dass die Versionen von biber und biblatex nicht zusammen passen.
Ein Update hilft hier schnell weiter.

Auch Biber »data source not found« kommt ab und zu vor.

Weitere Beispiele für häufige Fehler beim erstmaligen Laufen von Biber erklärt Markus Kohm auf KOMA-Script.


Möchte man bei allgemeinen Problemen in einem Forum nach Hilfe fragen, so sollte man
ein vollständiges Minimalbeispiel erstellen. Auch LyX-Nutzer können ihr Dokument
minimalisieren (LyX-Minimalbeispiel), sollten ihr Dokument dann aber noch zu LaTeX exportieren.

Gerade für die Erstellung von Minimalbeispielen
stellt biblatex eine Beispielbibliographie (biblatex-examples.bib) bereit.
Diese wird von LaTeX gefunden, Beispiele können so minimal gehalten werden.
Weiterer Vorteil, hier im Forum kann man das Beispiel durch
»Öffne in Online-Editor« sofort testen. Sehr praktisch, wenn man Helfern so Arbeit ersparen kann. Folgendes Beispiel sollte
genutzt werden, um zu testen ob das System korrekt konfiguriert
ist und die Programme korrekt aufgerufen wurden. Funktioniert es
nicht, dann sollte man die blg- und log-Datei inspizieren.
\documentclass{article}
\usepackage[style=authoryear,backend=biber]{biblatex}
\addbibresource{biblatex-examples.bib}
\begin{document}
Zitiere Onlinequelle: \cite{ctan,markey}\par
Zitiere Buch: \parencite{companion}\par
Zitiere Artikel: \cite{springer}
\printbibliography[heading=bibintoc]
\end{document}
Möchte man aus bestimmten Gründen nicht die Beispielbibliographie nutzen,
lohnt sich die Verwendung der filecontents-Umgebung. Somit ist alles
in einer einzigen Datei, Helfern wird das Helfen erleichtert. Natürlich klappt dann auch das »Öffne in Online-Editor«-Feature sofort :-)


Ein ganz wichtiger Punkt ist hier, das Minimalbeispiel selbst in einem extra Ordner mit einem eindeutigen Namen (beispielsweise kurtGolatexBibTest.tex zu testen.
\jobname ist ein internes Makro und ist der Name des Hauptdatei (ohne Dateiendung), entsprechend wird beim ersten pdflatex-Aufruf eine bib-Datei des Namens kurtGolatexBibTest.bib geschrieben. Das Nutzen des Pakets filecontents wird nicht empfohlen.
%jobname NICHT ersetzen
\begin{filecontents}{\jobname.bib}
@online{zeilenumbruchBibliographielinks,
	author = {TeXwelt},
	title  = {Zeilenumbrüche in Bibliografielinks},
	url    = {http://texwelt.de/wissen/fragen/7008/},
	urldate = {2014-07-01}
}
@online{bibliographieUnterteilen,
	author = {TeXwelt},
	title  = {Wie unterteile ich meine biblatex Bibliografie?},
	url    = {http://texwelt.de/wissen/fragen/7532/},
	urldate = {2014-07-23}
}

\end{filecontents}

\documentclass[bibliography=totoc]{scrartcl}
\usepackage{selinput}
\SelectInputMappings{
	udieresis={ü}
}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[backend=biber,
style=numeric,
]{biblatex}
\addbibresource{\jobname.bib}%jobname NICHT ersetzen
\begin{document}
\tableofcontents

\section{Zusatzinfos}
\citetitle{bibliographieUnterteilen}

Wie kann ich Links besser trennen?\footcite{zeilenumbruchBibliographielinks}
\printbibliography
\end{document} 

Ein ganz wichtiger Punkt ist hier, das Minimalbeispiel selbst in einem extra Ordner mit einem eindeutigen Namen (beispielsweise kurtGolatexBibTest.tex zu testen.
\jobname ist ein internes Makro und ist der Name des Hauptdatei (ohne Dateiendung), entsprechend wird beim ersten pdflatex-Aufruf eine bib-Datei des Namens kurtGolatexBibTest.bib geschrieben.


Anpassen des Stils an vorhandene Vorgaben

Viele Institute und Einrichtungen stellen sehr genaue Anforderungen an das optische Erscheinungsbild
der Zitationen im Text und des Literaturverzeichnisses. Bei Kenntnis der biblatex-Dokumentation
ist das Anpassen zwar relativ simpel, aber zeitaufwändig. Graue Haare kann man sich meist ersparen, indem man
einen Stil sucht, der den Anforderungen am nächsten kommt und einfach mal nett nachfragt, ob das reicht.

Ist die strikte Umsetzung gefordert kann man das Erscheinungsbild über LaTeX-Makros ändern.
Erste Schritte und Tipps werden einem unter Modifizieren eines biblatex-Stils auf den Weg gegeben. Bei
Fragen zur Modifikation erhöht ein möglichst genaues Minimalbeispiel die Chancen auf eine präzise Antwort.
Die von biblatex bereitsgestellte Beispielbibliographie, sowie das Paket citeall liefern hier gute Dienste.

Anpassen von BibTeX-Stilen

Das ältere BibTeX arbeitet mit bst-Dateien. In diesen wird das Erscheinungsbild über Funktionen definiert.
Viele empfinden diese Dateien und die Funktionen als kryptisch. Sie stellen eine eigene Sprache
dar. Bei allgemeinen Fragen ist wieder die Bereitstellung eines Minimalbeispieles wichtig.
Soll das optische Erscheinungsbild geändert werden, kann das Programm makebst genutzt werden.
Allerdings sollte ein Wechsel zu biblatex in Erwägung gezogen werden.



* In früheren Versionen von MikTeX 64-Bit war biber nicht enthalten und musste nachträglich installiert werden. Ist dies der Fall empfiehlt sich ein Update.


------------------------
Dieser Beitrag enthält Links welche grundlegender Bestandteil des Beitrages sind.
Wünsche, Kritik oder Verbesserungsvorschläge werden im Support-Thread gern gesehen.



Viel Erfolg
Johannes im Namen der GoLaTeX-Helfer